Es passierte am 8. Februar 2017. Da zog sich Mirjam Puchner beim WM-Abfahrtstraining in St. Moritz einen Schien- und Wadenbeinbruch zu. Es folgten fünf Operationen, viele Schmerzen und Zweifel, ob es jemals zu einer Rückkehr in den Weltcup reichen könnte, ob sie jemals wieder den Anschluss an die Weltspitze finden kann. "Ich war teilweise komplett am Ende und wusste nicht, ob es weitergeht oder nicht", erklärte sie. Wichtiger Beistand in diesem schwierigen Lebensabschnitt war Bruder Joachim, selbst Weltcup-Läufer und jetzt ORF-Kamerafahrer bei den Spielen in Peking: "Ich bin ihr Bruder und zu jeder Zeit und in jeder Situation und jeder Beziehung für sie da. Mirjam hat in den letzten Jahren viel durchgemacht und gerade da habe ich viel mit ihr gemacht, als sie es besonders schwer hatte."

Dank ihrer tollen Leistungen in dieser Weltcup-Saison konnte sich die Salzburgerin in das ÖSV-Olympia-Team fahren. Und gleich bei ihrem ersten Auftritt im Zeichen der fünf Ringe wurde Puchner belohnt. Sie holt Silber im Super-G: "Ich bin megahappy, checke das noch gar nicht, weil ich so eine Platzierung nicht erwartet habe. Die letzten Tage hier waren sehr schwer, weil ich mir auf diesem speziellen Schnee richtig schwer getan habe. Es ist nichts gegangen im Training." Eines stimmte die 29-Jährige aber positiv: "Ich wusste, ich habe es drauf, mit den Besten mitzufahren. Das aber auch erst seit dem vierten Platz im Super-G in Garmisch. Ich wurde zwar zu Beginn der Saison in Lake Louise Dritte, aber danach ist im Super-G nichts mehr gegangen. Erst ab Garmisch fand ich das richtige Gefühl wieder. Dass es jetzt bei Olympia so endet, ist fantastisch."

Das fand auch Joachim: "Ich freue mich riesig für die Mirjam. Noch nie in meinem Leben hatte ich so ein Gefühl wie heute, nicht einmal als ich selbst noch aktiv war. Im Moment ist es total verrückt im Kopf, mein Herz schlägt bis ganz hinauf." Wie wichtig er für seine Schwester ist, zeigt ihre Aussage nach dem Rennen: "Es ist ein besonderes Privileg für mich, dass ich als eine der ganz wenigen Athletinnen hier in China familiären Anschluss habe." Lob für die Silberne gab es von ÖSV-Damencheftrainer Christian Mitter: "Wir sind um die Medaillen mitgefahren und Mirjam hat eine geholt. Sie hat alles riskiert und alles gewonnen. Man hofft immer, dass es einer im Team aufgeht und heute war es Puchner.