Alessandro Hämmerle, Olympiasieger 2022 – hört sich richtig gut an, oder?
ALESSANDRO HÄMMERLE: Es klingt unfassbar. Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Dieses Gold kann mir niemand mehr nehmen, niemand. Wobei, realisiert habe ich das noch nicht. Es kommt stückchenweise immer näher, bald wird es da sein. Was es bedeutet, kann ich mir aber noch nicht vorstellen.
Sie wirken ziemlich ausgelaugt.
Ich bin erledigt. Ich kann nicht sagen, wie fertig ich bin. Auf der einen Seite ist der Kopf leer, auf der anderen Seite schwirren so viele Gedanken herum. Keine Ahnung, wo die Emotionen hinsollen. Wir haben nach dem Medienmarathon kurz gefeiert und als ich ins Zimmer kam, ist alles von mir abgefallen. So, als ob der Stecker gezogen wurde.
2021 haben Sie im Weltcup die Generalprobe in China gewonnen. Wie sehr haben Sie an diesen Moment noch zurückgedacht?
Klar hat mich das beflügelt. Ich war damals schwer zu schlagen und dass ich es drauf habe, war mir auch bewusst.
Das Finale war an Dramatik nicht zu überbieten. Was war Ihr erster Gedanke?
Im ersten Moment war ich mir sicher, dass ich gewonnen habe. Ich habe mich schon feiern lassen. Als ich aber auf der Videowand die Zeitlupe und diese Dramatik gesehen habe, war ich mir kurz nicht sicher. Nachdem ich das Zielfoto gesehen habe, war ich erleichtert.
Ihr älterer Bruder Michael hat im Fernsehen geschrien, weil es für ihn sicher nicht weniger schlimm war als für Sie. Wie sehen Sie das?
Ich glaube, dass es für meine Geschwister schlimmer war als für mich. Ich habe mich besser unter Kontrolle (lacht). Zuhause muss es wild zugegangen sein.
Wie oft werden Sie sich dieses Fotofinish ansehen?
Dieses Fotofinish sehe ich mir sicher nie wieder an (lacht).
Sie meinten, Sie würden bei Rennen nie etwas tun, was sie nicht von anderen bekommen wollen. Fairness ist für sie ein immens wichtiger Faktor, oder?
Auf jeden Fall. Ich bin mir sicher, dass ich das Rennen fair gewonnen habe. Es ist nie zu einem großen Kontakt gekommen. Im Viertel- oder Semifinale hätte ich abgeschossen werden können. Er hat mich nur leicht touchiert. Im Boardercross brauchen wir das Quäntchen Glück.
Mit Olympia hatten Sie noch eine Rechnung offen. Waren am Ende quasi aller guten Dinge drei?
Das hat perfekt gepasst. Das Thema Olympia ist für den Moment erfolgreich abgehakt. Es ist sehr, sehr viel Druck von meinen Schultern gefallen.
Wie würden Sie sich in wenigen Worten selbst beschreiben?
Ich bin ein ganz normaler Snowboarder aus dem Montafon, der gern ans Limit geht und der seine Grenzen austestet.
Sie waren zuerst Freestyler. Was war ausschlaggebend, dass sie zu den Crossern gewechselt sind?
Einerseits meine Größe und die Aussicht auf die Zukunft. Mir taugt es mehr, gegen die Zeit und die Konkurrenz zu fahren.
Thomas Steu, zweifacher Olympiamedaillengewinner in Peking meinte, dass Sie sein großes Vorbild sind. War ihnen das bewusst?
(lacht) Gar nicht. Thomas ist so ein feiner Kerl. Ich freue mich total, er hat es sich so verdient.
Am Samstag wartet der Mixedbewerb. Werden Sie an der Seite von Pia Zerkhold starten?
Das habe ich vor, außer ich bin so kaputt und fühle mich nicht in der Lage, Pia was vorzulegen.
Kurz noch zu ihrem Spitznamen „Izzi“. Wie ist der entstanden?
Meine Eltern meinten, dass das Lied „Itsy Bitsy Teenie Weenie“ meinen Charakter perfekt widerspiegelt.