"Die Königsdisziplin ist der Doppelsitzer und die Typen dazu passen halt eben auch", sagt Thomas Steu mit einem breiten Grinsen. Wobei: Im ersten Moment nach der Bronzemedaille mit Partner Lorenz Koller schien der Vorarlberger ziemlich überfordert, wo er mit all seinen Emotionen hin soll. "Mir tut es so mega leid für unsere Teamkollegen (Anm.: Yannik Müller zog sich einen Bruch des linken Unterarmknochens zu). Es ist ... Puh, mir fehlen die Worte. Ich hoffe, dass er wieder ganz gesund und fit zurückkommt. Die Nervenanspannung war wirklich groß", schluchzte "Trainingsviech" Steu, der sich an seinem 28. Geburtstag sein schönstes Geschenk selbst machte. "Ich bin überglücklich und total stolz. Ein großes Danke an alle."
Wenige Minuten zuvor sorgte das Duo für kurzen Atemstillstand. Koller schildert: "Das war schon ein Schreckmoment aus der Kurve 13 hinaus. Wir waren uns sicher, dass alles so funktioniert und sind dann doch etwas weggedriftet. Zum Glück ist alles gut ausgegangen. Dieser Erfolg hat einen hohen Stellenwert. Das Gefühl ist überwältigend, so ganz kann ich das alles noch nicht realisieren", sagte der Tiroler und gestand: "Wir sind extrem müde und erschöpft. Und ich habe definitiv zu wenig gegessen."
Druck verspürte das Duo zwar keinen, "aber die Erwartungshaltung von außen war halt groß nach den Trainings". Steu macht dementsprechend keinen Hehl daraus, dass die Deutschen etwas geblufft haben, auch das Eis hatte sich verändert. "Für ganz vorne wäre es verdammt schwer geworden, da Wendl/Arlt eine Weltklasseperformance gezeigt haben."
"Haben immer an uns geglaubt"
Nichtsdestotrotz ist den Gesamtweltcupgewinnern der vergangenen Saison die Medaille im anspruchsvollen Olympia-Eiskanal in Yanqing nicht hoch genug anzurechnen, da sich Steu Ende November bei einem Trainingssturz in Sotschi die linke Fußwurzel gebrochen hatte. Keine zwei Wochen später wagte er sich unter Schmerzen wieder auf die Rodel.
In Altenberg glückte sensationell der Comeback-Sieg. Da humpelte Steu noch mit Krücken an den Start. "Wir haben uns so hart zurückgekämpft und diese Medaille auch echt verdient. Ich war vor dem Rennen wieder immens nervös, aber Thomas schafft es jedes Mal aufs Neue, dass ich wieder runterkomme. Anscheinend verstehen wir uns blind", sagt Koller. Steu ergänzt: "Es war wirklich nicht immer leicht für uns aufgrund der Rückschläge und Verletzungen. Aber wir haben nie aufgegeben und immer an uns geglaubt."
Für den Teambewerb mit dem starken ÖRV-Trio Madeleine Egle, Wolfgang Kindl sowie den bronzenen Doppelsitzern lautet das Motto: "Volle Attacke!" Die amtierenden Olympiasieger sind die Deutschen, Österreich aber das Weltmeisterteam von 2021. Spannung ist demnach heute (14.30 Uhr) garantiert. Nach Bronze von Steu/Koller und Silber von Kindl fehlt eigentlich nur noch Gold. Steu: "Als Erstes wird ganz sicher noch der Fehler in der verflixten Kurve 13 analysiert und das Material abgestimmt. Aber dann kann es losgehen. Wir sind ein starkes Team und werden alles geben."