Die Nacktaufnahmen für den Playboy haben Skeleton-Ass Janine Flock mehr Mut gekostet als eine Fahrt mit satten 145 km/h durch den Eiskanal. Ihre Intention dahinter: Die Tirolerin wollte unter Beweis stellen, dass auch „ein natürlicher Körper“ schön sein könne. „Ich habe keine Schönheits-OPs hinter mir und stehe zu dem, was ich habe. Jede Frau kann stolz auf ihren Körper sein“, sagte sie und freute sich: „Ich habe ausschließlich positives Feedback bekommen und bereue nichts. Es hat mich eher beflügelt!“ Ab Freitag will die 32-Jährige auf Medaillenjagd gehen. „Ich möchte vier geile Rennläufe fahren. Und eins ist ganz sicher: Die frustrierenden Momente habe ich hinter mir gelassen.

Und derer gab es genügend. Ihre Saison war gespickt mit Höhen und Tiefen. Wenige Tage vor dem Weltcupauftakt war Flock kaum in der Lage, Socken anzuziehen. Die amtierende Vize-Europameisterin hatte mit einer Bandscheibenverletzung und Schmerzen zu kämpfen und verrät: „Das ist im Hinterkopf immer mitgeschwirrt. Bei jeder Bewegung muss man aufpassen.“

Flock ist ein "kleines Alphatierchen"

Bis auf ein paar „Zwickereien“ habe sie jetzt aber alles im Griff. Wichtig sei, die Grenzen auszuloten: „Es ist eine Gratwanderung, der Körper ist mein Kapital“, konkretisiert die „Eisqueen“, die auf Pilates setzt und niemals die Zügel lockerlässt. Ihre Stärke: Die Perfektionistin „verkopft“ nicht mehr nach jedem Fehler.

Flock, die sich charmant als „kleines Alphatierchen“ tituliert, bereitete sich im Sportzentrum in Rum intensiv auf ihren Höhepunkt vor. „Wir haben uns nicht geschunden, aber die Reize optimal gesetzt“, erzählt Flock. Vor vier Jahren erlebte sie im Eiskanal von Pyeongchang ihre größte Enttäuschung: Als Führende nach drei Läufen war sie ins Finale gegangen, letztlich verpasste sie selbst Bronze haarscharf und ging leer aus.
„Die Spiele stehen einfach über allem und ich habe eine offene Rechnung. Ich bin inzwischen ruhiger und reifer, und viele Situationen haben mich geprägt. Ich bin bereit“, beteuert die Skeleton-Vizeweltmeisterin von 2016, die jede ihrer Entscheidungen „klar und entschlossen“ trifft.

Auch in Peking konnte sie sich perfekt vorbereiten. Das kleine, aber feine Team ist mit Trainingsutensilien ausgestattet. „Wir hatten einiges an Gepäck. Vom Zugwiderstandsgerät über Gewichtschalen und Medizinbälle bis zu einem Rollanschiebegerät ist alles dabei“, sagt Flock, die anmerkt, dass das veraltete Gewichts-Reglement nach den Winterspielen 2018 angepasst wurde. Da war sie mit 62 Kilogramm gegenüber der späteren Olympiasiegerin und deren 86 Kilo klar im Nachteil gewesen. „Das war ein enormer Unterschied, bezogen auf die Antriebskraft nach unten. Mittlerweile darf aber das Gesamtgewicht von 102 Kilogramm nicht überschritten werden. Das ist definitiv fairer.“ Ihr Freund Matthias Guggenberger, Trainer und Techniker in Personalunion, gab den Hinweis: Seine Herzdame habe die Karten noch nicht aufgedeckt.

"Man wird aber zur Getriebenen"

Die Sorge wegen Corona ist ständiger Begleiter. Flock weist darauf hin, „dass es Nichtsportler genauso trifft wie Profisportler“. Auch wenn derzeit die Folgen für die Olympiateilnehmer evident sind: „Mir geht es darum, dass ich der Gesundheit wegen nicht positiv sein will. Man wird aber zur Getriebenen“, sagt Flock, deren Familie die Gefahr des Virus kennenlernen musste: „Und wenn man das auf der Intensivstation mitbekommt, wird einem bewusst, was wirklich wichtig ist. Mich selbst hat das Virus auch erwischt, allerdings zu einem günstigeren Zeitpunkt. Aber ich vergesse nicht, dass es eine Zeit nach dem Sport gibt.“