Nach dem ersten Lauf im Damen-Slalom lagen Katharina Liensberger und Petra Vlhova auf den Plätzen sieben und acht. Im Finale setzte dann Vlhovas Trainer einen Kurs, der seinem Schützling und der Österreicherin auf den Leib geschneidert war – die beiden nützten das auch mit Laufbestzeit und der zweitschnellsten Zeit. Damit begann für die Slowakin und die Vorarlbergin im Ziel das große Zittern – denn was das Gezeigte wert sein könnte, konnten sie nicht erahnen. "Wir wussten mit Petra nicht, was wir im Ziel mit der Zeit anfangen sollten. Wir konnten nur warten und das war schlimm genug", sagte Liensberger.
Dabei wusste die 24-Jährige: "Es war ein sehr guter Lauf, da es aber im Ziel nicht grün aufgeleuchtet hat, konnte ich meine Leistung nicht richtig einordnen." Vor allem, weil der Rückstand nach dem ersten Durchgang "für eine schlechte Ausgangsposition gesorgt hatte. Ich wusste auch: Ein guter Lauf heißt nichts, der garantiert kein Edelmetall. Für mich war es nur wichtig zu wissen: Ich habe meine beste Leistung abgerufen. Auch dank meines im Vorjahr verstorbenen Opas, der ist heute mit mir mitgefahren, das hat mir geholfen."
Dass es nur um 0,08 Sekunden nicht zu Gold gereicht hat, stört Liensberger nicht – "auch wenn ich die acht Hundertstel sofort im Lauf gefunden hätte".
Die Slalom-Weltmeisterin 2021 hat zur rechten Zeit wieder die Form gefunden und holte die erste Silbermedaille im Slalom seit Marlies Schild 2014 in Sotschi. "In den vergangenen Wochen ist im Weltcup nichts gegangen. Dann kamen noch viele andere Faktoren dazu, die gegen mich gelaufen sind. Und wenn ich meine Energie nicht zum Fließen bringe, dann geht bei mir nichts weiter. Wenn der Körper nicht mitspielt, bedeutet das für mich eine extreme Belastung. Auch die Erfolge des Vorjahres, die zwei WM-Titel, die kleine Slalom-Kristalkugel, machten Druck, alles zu tun, damit es so weitergeht. Ich setzte mir Ziele und die will ich erreichen, dafür tue ich dann auch alles", erklärt Liensberger.
Nach einem Ruhetag setzt sich die zweifache Slalom-Weltcupsiegerin "mit den Trainern zusammen, um zu beraten, wie es weitergeht. Ich werde auf jeden Fall bis zum Teambewerb in China bleiben".
Joschi Kopp