Nach Silber 2010 und Bronze 2014 holte der 36-Jährige bei seinen vierten Spielen den Titel. Noch im Zielraum direkt nach der "Flower Ceremony" nahm Benjamin Karl im Interview über die Bedeutung dieses Sieges für ihn, über die Bedeutung des Mentalen in seinem Sport und seine Stärke darin, seine Familie und über weitere Punkte Stellung.
Gratulation zum Olympiasieg. Wie war die Situation für Sie, als Sie im Finale im Start-Tor gestanden sind und wussten, jetzt geht es um Gold?
Benjamin Karl: "Nachdem ich ins große Finale eingezogen bin um Platz eins und zwei, da weißt du, dass du fix eine Medaille hast. Das ist einfach unglaublich schön, zu wissen, dass es jetzt fix ist. Und alles, was noch kommt, eine Draufgabe ist. Aber ich habe so sehr Gold im Kopf gehabt. Ich habe mich schon den ganzen Tag am Podium mit der Goldmedaille gesehen - ich habe es sehen können. Jetzt ist der Traum eines zehnjährigen Buben in Erfüllung gegangen."
Sie haben schon so viel gewonnen, sind Rekord-Weltmeister. Wie können Sie sich immer wieder so gut erfolgreich fokussieren?
"Die Medaillen davor gehen dir überhaupt nicht im Kopf herum. Das einzige, was ich mir im Finale schon gedacht habe, war, dass ich diese Situation davor schon einmal gehabt habe, der Tim (Finalgegner Mastnak/SLO, Anm.) nicht. Das ist ein Vorteil, den ich nützen kann. Aber für mich geht es nicht um die Komplettierung des Medaillensatzes, für mich geht es um diese Medaille - um die Goldene.
Welchen Vorteil genau hatten Sie von Ihrer Olympia-Finalerfahrung ziehen können?
"Parallel-Rennen sind ein großes mentales Spiel. Und wenn du schon einmal eine solche Situation erlebt hast, in der es um den größten Titel geht, den du in deiner Karriere holen kannst, wenn es um das geht, und du die Situation schon einmal geübt hast mehr oder weniger, dann hast du einen Vorteil. Alles was man mehr übt als der andere, hat man einen Vorteil."
Dieser Tag X - sind Sie da mental stärker als die Konkurrenz?
"Ich glaube, ich bin mental stark. Das habe ich schon oft bewiesen. Ich kann mich extrem gut auf Großereignisse vorbereiten. Mental ist es Krieg. Es ist sehr, sehr schwierig. Man kann es fast nicht beschreiben, man muss an so viel denken. Man denkt an die anderen Rennläufer, dann denkt man wieder, man muss bei sich bleiben, man denkt an den Lauf und dann denkt man, man muss nur Vertrauen haben. Es gehen einem tausende Gedanken durch den Kopf - während des Rennens, vor dem Rennen, und wir haben ja noch dazu dazwischen so viel Zeit zum Nachdenken. Es ist mental ein Kampf. Aber ich habe mir heute gedacht, diesen Krieg fechte ich aus, weil heute zahlt es sich richtig aus."
Haben Sie schon die Möglichkeit gehabt, mit daheim Kontakt aufzunehmen?
"Nein, so wie es immer ist nach großen Erfolgen, kann man das zuerst nicht genießen, sondern man wird einmal zerrissen. Aber ich nehme das jetzt in Kauf und es ist auch schön, das gehört dazu. Ich freue mich dann ganz in Ruhe im Zimmer oder wenn ich am Weg ins Zimmer bin und ich für mich alleine bin, dann werde ich mit meiner Frau telefonieren, mit meinen Kindern. Und die Mama, die begleitet mich ein Leben lang. Dank ihr bin ich da, wo ich bin. Meine Familie, die ist die, wo man die Mama ausgelassen hat, als Anfang 20-Jähriger und ich mich in die Arme meiner Frau begeben habe mehr oder weniger in ein neues Leben, in ein Leben mit Familie. Da bin ich sehr dankbar und stolz, dass ich so eine großartige Familie gefunden habe und so ein großartiges Leben leben darf."
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Thomas Blaschke/APA