Er habe in jedem einzelnen Anstieg nur darauf gewartet, dass es ihm „den Stecker zieht“, erzählt Mika Vermeulen (22), „das hat es aber nicht getan und das war angenehm überraschend.“ Der Ramsauer lief einen bärenstarken Skiathlon – er ist bekannt dafür, sich im Training und Rennen richtig zu schinden.
Nach je 15 Kilometer in der Klassischen und der Freien Technik kam er als guter 16. ins Ziel. „Ich habe bei uns im Team jedem vorher gesagt, dass ich in die Top 20 laufen werde. Wenn man das dann auch wirklich tut, und nicht nur groß redet, ist das schön“, sagt er und fügt hinzu, „ich bin ein Österreicher mit einer Amsterdamer Mentalität: Ich habe eine große Gosch’n und ich sage immer, was ich mir denke.“ Im Alter von 14 Jahren wurde Vermeulen eingebürgert und nach einer Karriere als Kombinierer (zweimal Teamgold bei der Junioren-WM) mausert er sich als Speziallangläufer.
Das Rennen in Zhangjiakou wurde zu einer Machtdemonstration des Russen Alexander Bolschunow. Er lancierte früh eine Attacke und lief solo zu Gold. „Das Rennen war nicht normal. Das war komplett irre. Das schaut in der ersten Runde locker aus, wenn wir alle zusammenbleiben, aber man darf nicht vergessen, dass bei den Männern jeder vier, fünf Kilometer schnell laufen kann“, erzählt Vermeulen, „ab dem Zeitpunkt der Attacke waren wir nur noch auf Anschlag.“ Ein weiteres Mal wird er in China noch „draufsteigen“. Das Rennen über 15 Kilometer läuft er, den 50er lässt er aber für die U23-WM aus. „Natürlich bin ich zum Rennen hier, aber wenn man nicht einmal auslaufen kann, ist das schon zach“, meint der 22-Jährige. Nach eineinhalb Wochen in der restriktiven Bubble ist „das Spannende schon einmal weg. Hier ist überall ein Zaun herum und man kann nicht raus. Ich freue mich schon, wenn ich zu Hause wieder einmal auslaufen kann. Aber so weit ist es noch nicht und vielleicht passiert bis dahin noch was Großes.“
Groß ist das Auftreten des Steirers auch abseits der Loipe. Im Zentrum der Bewunderung steht er dank seiner Löwenmähne. „Ich bin ein Fuchs. Ich wusste, dass es kalt wird und darum habe ich sie mir wachsen lassen.“ Das wallende Haupthaar hat nicht nur einen isolierenden Effekt. „Anscheinend bin ich das chinesische Schönheitsideal“, sagt er mit einem lauten Lachen. „Man kann sich das nicht vorstellen, aber alle wollen Fotos von mir und die Frauen sagen: ,Oh, you are so beautiful.‘ Ich bin 1,75 Meter und gehe mit all den Großen herum. Der Alois Stadlober etwa ist 1,85 Meter groß – aber das interessiert sie nicht. Die wollen nur mit mir ein Bild.“