Nur noch eine Woche, und dann, wenn Österreich am nächsten Sonntag aufsteht, steht bereits fest, wer die Goldmedaille im olympischen Herren-Abfahrtslauf (Start: 4 Uhr MEZ) abgestaubt hat. Dies ist durchaus wörtlich zu nehmen, zumal es um diese Jahreszeit im Umland von Peking ausgesprochen trocken zugeht, staubtrocken.
Das bedeutet in erster Linie einmal Planungssicherheit. Denn ungeachtet aller Proteste, die, wie immer bei solchen Großereignissen, weitgehend wirkungslos verpufft sind, werden die chinesischen Winterspiele ihren Lauf nehmen. Auch mit wetterbedingten Störungseinflüssen ist nicht zu rechnen, sie können ausgeschlossen werden. Ergiebige, die Pistenpräparierung beeinträchtigende Schneefälle sind ebenso wenig zu erwarten wie ein plötzlicher, den Kunstschnee dahinraffender Wärmeeinbruch. Die klimatischen Bedingungen verheißen auch für die nächsten zehn Tage klares, kaltes Winterwetter.
Kjetil Jansrud beeindruckt
So kurios es klingen mag, aber mit den aus den Schneekanonen eines Südtiroler Unternehmens ins Zielgebiet verfrachteten dicken weißen Bändern in der Wald- und Gesteinslandschaft des Großraums Peking wird das alpine Olympia-Paket felsenfest zusammengehalten. Das hat auch Kjetil Jansrud beeindruckt. Der Norweger, der sich für sein Comeback das auch für alle Mitbewerber bedeutende Neuland ausgesucht hat, ließ sich beim Anflug auf Peking zu einem Schnappschuss vom eigentümlichen Ausschnitt dieser fremden Welt animieren und lieferte es der bekannten Welt via Instagram frei Haus. Ganz so, als wollte er sagen: "Du wirst uns noch kennenlernen."
Am kommenden Donnerstag machen die Abfahrer beim Einstandsübungslauf zum ersten Mal Bekanntschaft mit der Strecke im "Xiaohaituo" genannten Skigebiet im speziell für die Spiele neu geschaffenen nationalen Alpinzentrum in Yanqing. Dieser Bezirk gehört zum Großraum Peking, der sich über eine Fläche von 16.411 km2 erstreckt, was übrigens ziemlich exakt der Ausdehnung der Steiermark (16.401 km2) entspricht. Bei der Einwohnerzahl gehen die beiden Gegenden nicht so konform. In Peking leben rund 22 Millionen Menschen.
36 neue Fälle in der Blase, 55 in China
Unterdessen lässt sich Corona auch von größten Sicherheitsmaßnahmen nicht aufhalten. 36 neue Fälle wurden am Samstag innerhalb der olympischen "Familie" gemeldet, darunter befand sich auch der ARD-Sportschau-Reporter Claus Lufen. Dieser rechnet als Symptomfreier mit einem fünf- bis siebentägigen Aufenthalt im Quarantäne-Hotel, wo er in einem 15 Quadratmeter großen Zimmer ausharren muss.
Lufen sieht für die kommenden Tage eher schwarz, was die Gesamtsituation betrifft, vor allem dann, wenn Corona ins Olympische Dorf eindringen sollte. "Wenn sich das potenziert, dann kann man es, glaube ich, ganz vergessen", meint Lufen, nach dessen Ansicht die Spiele um ein Jahr verschoben werden hätten müssen.
Außerhalb der olympischen Blase ist China übrigens nahe dran am Ideal einer Null-Fall-Politik. Am Samstag wurden im gesamten Riesenreich gemäß den offiziellen Angaben lediglich 55 neu positiv Getestete vermeldet.