Während Österreichs Olympiahelden heute von Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen zur Medaillenfeier in die Hofburg (ORF Sport+, 18.20 Uhr) geladen werden, befinden sich andere Athleten gedanklich gerade erst beim Packen für Tokio. Denn die olympischen Ringe haben im Land der aufgehenden Sonne weiterhin Saison. Von 24. August bis 5. September werden die Paralympischen Spiele ebendort ausgetragen und Österreich entsendet 24 Athleten.
Zehn davon haben in ihrer persönlichen Olympia-Vita schon Medaillen stehen – einer davon ist Handbiker Thomas Frühwirth. In Rio holte er noch Silber, die Bewerbe der vergangenen Wochen hat er genau verfolgt. Dass Corona den Para-Sportlern noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte, glaubt er nicht. „Ich bin da relativ guter Dinge“, sagt der Steirer, „immerhin waren es bei den Spielen auch relativ wenig Fälle.“ Frühwirth lebt seit geraumer Zeit isoliert, um das Ansteckungsrisiko vollkommen zu senken. „Den Rest kann ich nicht beeinflussen und muss es nehmen, wie es kommt.“ Dass auch bei den Paralympics die Tribünen leer bleiben werden, scheint gesichert. „Das haben wir ja schon gewusst, dass tote Hose sein wird“, sagt er und fügt an, „aber dennoch ist es die größte Bühne für uns Athleten und wir sind sehr froh, dass wir sie erhalten.“
Kiesenhofer als einer der emotionalsten Momente
Thomas Geierspichler hat auf der olympischen Bühne schon oft brilliert, auch er hat in den vergangenen Wochen vor dem TV gezittert. „Für mich war einer der emotionalsten Momente die Goldmedaille von Anna Kiesenhofer, ich habe mir das ganze Rennen angesehen. Diese Leistung hat gezeigt, was möglich ist, wenn man an sich glaubt. Natürlich habe ich mich über alle Medaillen und tollen Leistungen der ÖsterreicherInnen gefreut.“ Seine eigene Bilanz von zwei Goldenen, drei Silbernen und vier Bronzenen könnte in Tokio noch aufgefettet werden. Sofern er darf. „Ich habe keinen Einfluss darauf, ob die Spiele stattfinden – dieser liegt beim IPC und den Veranstaltern“, sagt Geierspichler, „menschlich gesehen schlagen jedoch zwei Herzen in meiner Brust. Als Sportler muss ich jede Entscheidung akzeptieren. Als ,normaler‘ Mensch fühle ich mit der japanischen Bevölkerung mit. Laut Umfrage waren 80 Prozent gegen eine Ausrichtung. Wir Athleten und Betreuer möchten nicht Mitschuld an einer noch größeren Ausbreitung sein.“
In Japan selbst soll unterdessen weiterhin Unmut herrschen. So schrieb die Zeitung „Asahi Shimbun“ von Management-Fehlern. „Die erzwungene Abhaltung der Olympischen Spiele markierte ein tiefes Misstrauen und eine Spaltung in der Gesellschaft.“ Die Regierung von Yoshihide Suga steht somit weiterhin in der öffentlichen Kritik. Am Schlusstag der Spiele wurden in Tokio 4066 Neuinfektionen gemeldet, in Zusammenhang mit den Spielen gab es von 1. Juli an lediglich 458.
Ein Betreuer als Kontaktperson
Einer von mehreren Gründen, warum auch ÖOC-Präsident Karl Stoss bei seiner Olympiabilanz unterstrich, dass es die „absolut richtige Entscheidung“ gewesen sei, die Spiele durchzuführen. „Vor Olympiabeginn war die Stimmung doch sehr getrübt und es herrschte viel Unsicherheit. Doch am Ende waren alle froh, dass die Wettkämpfe stattgefunden haben.“ Für den Vorarlberger sei es sogar „eine unglückliche Entscheidung gewesen, die Zuschauer aufgrund der Pandemie von den Spielen auszuschließen“. Doch hätte das Internationale Olympische Komitee (IOC) bei diesem Beschluss kein Mitspracherecht gehabt. Aus rot-weiß-roter Sicht gab es laut Stoss in Tokio nur einen Betreuer als Kontaktperson, der sich dann in Quarantäne begeben musste.
Nach der heutigen Feier in der Hofburg fällt schon der Startschuss für die Vorbereitung auf Paris 2024. Und Stoss hätte nichts dagegen, würden seine Athleten in der Stadt der Liebe Medaillen im zweistelligen Bereich sammeln. „In Tokio waren wir mit sieben Medaillen schon äußerst erfolgreich. Jetzt werden wir uns anschauen, wie wir dieses Ergebnis noch toppen können.“ Grundsätzliche Weichen seien schon gestellt worden. Neben dem Zusammenschluss der Olympiazentren hätte man Subventionen vom Bund (500.000 Euro) im Personal- und Gerätebereich investiert.