Interview mit Jakob Schubert, am Donnerstag in Tokio Bronzemedaillengewinner bei der Olympia-Premiere im Sportklettern:
Herzliche Gratulation zum Gewinn der Olympia-Bronzemedaille. Wie haben Sie den Wettkampf erlebt?
Jakob Schubert: "Eigentlich habe ich mir vor den Spielen gedacht, wenn ich zum Vorstieg komme und ich gewinne da, dass ich fix eine Medaille habe. Aber leider ist es da mit den Ranking-Verteilungen davor so schlecht für mich gelaufen, dass es unwahrscheinlich war, dass ich, wenn ich den Vorstieg gewinne, noch eine Medaille kriege. Das hat enorm viel Druck weggenommen. Ich war also schon nach dem Bouldern enttäuscht, wie es bis dahin gelaufen ist. Nicht so mit meiner Performance, aber ich habe das Gefühl gehabt, es läuft alles gegen mich. Ich habe mir gedacht, wahrscheinlich geht mein Traum nicht in Erfüllung, ich werde wahrscheinlich ohne Medaille heimfahren. Aber dann wollte ich der Welt einfach zeigen, dass ich gut Vorstieg klettern kann. Dann habe ich es versucht und es ist gut aufgegangen und irgendwie mit allem Glück der Welt hat es doch noch für eine Medaille gereicht."
In dem Moment, als Sie im Vorstieg zum Top geklettert sind, waren Sie da des Bronze-Gewinns noch nicht sicher?
Schubert: "Ich habe mich gefreut, dass ich das jetzt abrufen konnte, was ich drauf habe, dass ich zeigen habe können, dass ich ein wirklich guter Kletterer bin. Das hat man im Speed und im Bouldern vielleicht noch nicht so gut gesehen. Das ist auch ein bisschen an den Bouldern gelegen. Ich wollte unbedingt zeigen, was ich draufhabe. Im ersten Moment war ich happy drüber, aber ich habe immer noch nicht gedacht, dass es eine Medaille ist. Dann hat es ein paar Sekunden gedauert, dann haben sie es mir reingeschrien und dann habe ich es immer noch nicht ganz realisieren können. Jetzt ist es wirklich die Bronzemedaille, unglaublich."
Wo reihen Sie diese Bronzemedaille inmitten all Ihrer Erfolge vor allem bei Weltmeisterschaften ein?
Schubert: "Das kann man nicht vergleichen, das ist ganz etwas Anderes. Was Olympia so besonders macht, ist, dass es eine viel eine größere Bühne ist. Dadurch probieren alle noch einmal viel professioneller darauf hinzuarbeiten. Man hat einfach einen ganz anderen Druck und eine Nervosität wie bei einer Weltmeisterschaft - es ist doch nur alle vier Jahre. Ich habe das Pech oder das Glück, dass Klettern das erste Mal bei den Spielen dabei ist. Ich hätte schon bei zwei, drei Spielen dabei sein können. Aber von dem her habe ich nicht viele Chancen in meinem Leben, eine Medaille zu gewinnen, weil ich schon älter bin. Und weil ich so wenige Chancen habe, macht es das so unglaublich besonders."
(Das Gespräch führte Thomas Blaschke/APA in Tokio)