Der Tiroler Jakob Schubert hat im ersten Olympia-Finalbewerb der Sportkletterer die Bronzemedaille geholt. Der 30-Jährige war am Donnerstag in Tokio in der als Kombination ausgetragenen Konkurrenz im Speed Siebenter und im Bouldern Fünfter, machte dieses Manko mit einem Sieg im Vorstieg (Lead) aber noch wett. Gold ging an den Spanier Alberto Gines Lopez, Silber an den US-Amerikaner Nathaniel Coleman. An der Medaillenentscheidung nahmen nur sieben statt acht Aktive teil.
Denn der Franzose Bassa Mawem hatte sich in der Qualifikation am Dienstag im Lead verletzt und musste passen. Ein Aufrücken eines anderen Athleten war nicht mehr möglich. Mit 35 Punkten hatte Schubert nach dem Bouldern nur noch eine Bronze-Chance, und auch nur im Fall eines Sieges in seiner Spezialdisziplin. Das schaffte der Kombinationsweltmeister 2018, die Konkurrenz kletterte da endlich für den rot-weiß-roten Favoriten.
Schubert hatte im Speed das Pech, dass er bei der Olympia-Premiere der Sportart in der unteren Rasterhälfte begonnen hatte. Sein tschechischer Dauerrivale Adam Ondra genoss oben ein Auftakt-Freilos. "Das war ein schlechter Start, weil Adam so weit vorne ist. Er war dank Freilos schon fix unter den ersten vier", sagte Coach Kilian Fischhuber gegenüber dem ORF. Für den Vorstieg müsse Schubert jetzt noch den Einser bringen, diesen Teilbewerb also gewinnen.
Der Kombinations-Weltmeister von 2018 in Innsbruck war in dem im K.o.-System ausgetragenen Speed-Bewerb zu Beginn dem Japaner Tomoa Narasaki in 9,18 Sek. um 3,07 Sek. und danach Coleman in 6,76 Sek. um 0,55 Sek.. Ein weiteres Duell fand wegen der Absenz von Bassa Mawem eben nicht statt. Der Speed-Sieg ging an Gines Lopez vor Narasaki und dem Franzosen Mickael Mawem. Danach ging es zu den drei Bouldern.
Da kletterte der achtfache WM-Medaillengewinner aus Innsbruck am ersten Boulder zum Top, bis auf Gines Lopez aber auch alle Gegner. Der zweite Boulder war um einiges kniffliger, nur Coleman erreichte das Top. Schubert hatte zweimal eine Hand dran, das war aber zu wenig und er verbuchte da nur eine Zone. Beim dritten, noch schwierigeren Boulder, kam der ÖOC-Athlet gar nicht zum Top, sonst aber auch niemand. Alle schrieben am Ende der zweiten Disziplin eine Zone an.
Schubert bilanzierte mit einem Top und drei Zonen. Fischhuber haderte auch da. "Leider waren die Boulder nicht so, dass sie das Feld aufgesplittet hätten. Der dritte Boulder war zu schwer."
Im Vorstieg kam Schubert als Letzter an die Reihe und als einziger zum Top. Damit blieb er im Multiplikationsmodus bei 35 Zählern. Gines Lopes bilanzierte mit 28 Punkten, Coleman mit 30. Den Mitfavoriten Narasaki fing der dreifache Weltmeister um einen Zähler ab, Mawem um sieben, Ondra um 13 und den US-Amerikaner Colin Duffy um 25.
Damit war Österreichs siebente Medaille bei diesen Spielen fix, die fünfte in Bronze. Zuvor hatte Anna Kiesenhofer für das 75-köpfige ÖOC-Team sensationell Gold im Rad-Straßenrennen erobert. Dazu gab es Silber im Judo durch Michaela Polleres (bis 70 kg) sowie Bronze für deren Teamkollegen Shamil Borchashvili (bis 81 kg), Magdalena Lobnig im Ruder-Einer, Lukas Weißhaidinger im Diskuswurf und auch am Donnerstagabend (Ortszeit) Karateka Bettina Plank in der Kumite-Klasse bis 55 kg.
Reaktionen zur Bronzemedaille
Jakob Schubert (Bronze-Gewinner): Diese Medaille hat für mich einen unglaublichen Stellenwert, ich muss das alles erst verarbeiten. Ich habe so lange und so hart hingearbeitet, da sind so viele Nerven im Spiel und so viel Schweiß, den ich reingesteckt habe. Dass es für eine Medaille gereicht hat, bedeutet mir alles. Dabei ist zuerst so viel gegen mich gelaufen, ich habe mir aber nicht viel vorwerfen können. Ich war mit meiner Leistung zufrieden, aber es hat mit den Platzierungen nicht zusammengepasst. Ich habe die Hoffnung auf eine Medaille vor dem Vorstieg schon fast aufgegeben gehabt, weil ich gewusst habe, dass es auch mit einem Einser unwahrscheinlich ist, dass ich noch auf das Podium komme. Dass ich es noch hingekriegt habe, das kann ich gar nicht glauben. Ich habe nochmals den Frust rausgelassen, ich fühle mich bei den Bewerben einfach so wohl im Vorstieg, es funktioniert einfach immer."
Alexander VanderBellen (auf Twitter): "Und da ist auch schon die nächste Medaille für Österreich! Jakob #Schubert holt sich Bronze im Klettern. Gratulation!"
„Ganz glauben konnten wir es erst, als es auf der Anzeigetafel gezeigt wurde“, lachte Trainer Fischhuber. „Jakob hat sich diese Medaille mehr als verdient. Er ist einer der besten Kletterer dieser Generation, schön, dass er sich seinen Traum von einer Olympia-Medaille erfüllen konnte.“
Alberto Gines Lopez (ESP, Olympiasieger): "Während des vergangenen Jahres war ich psychisch nicht so stark, aber seit Beginn der Saison arbeite ich mit einem Spezialisten und bin nun nicht mehr so nervös. Es ist ein Traum, der wahr wird. Ich hätte nie damit gerechnet. Ich habe nicht einmal erwartet, ins Finale zu kommen. Im Speed habe ich sehr an mir gearbeitet. Ich hatte ein wenig Glück, aber es war meine beste Leistung."
Nathaniel Coleman (USA, Silbermedaillengewinner): "Ich hätte nie gewagt, von einer Medaille zu träumen. Schon ins Finale zu kommen war das Höchste der Gefühle." Zu den zusätzlichen Bewerben bei den Spielen in Paris: "2024 wird aufregend, wir werden im Speed die besten Kletterer der Welt sehen, das ist ein Sprung nach vorne. Und wir werden auch die besten Leistungskletterer sehen. Bouldern und die Kombination repräsentiert das Outdoor-Klettern viel mehr."
Adam Ondra (CZE, Platz sechs): "Es ist hart, es gibt nichts auf der Welt, wofür ich mehr geopfert habe. Ich habe härter als je zuvor trainiert. Eine Medaille zu verpassen tut weh. Aber ich hätte nicht mehr tun können. In Paris wieder dabei zu sein ist definitiv ein Ziel, nachdem ich jetzt ohne Medaille nach Hause fahren muss. Die Kombination Bouldern und Lead kommt meinen Stärken sicher entgegen."