Wer die Nummer eins besiegt, der hat sich auch höchste Weihen verdient. Alexander Zverev ist Tennis-Olympiasieger. Der als Nummer vier gesetzte Deutsche fertigte im Finale von Tokio den Russen Karen Chatschanow mit 6:3, 6:1 ab und sicherte sich damit die Goldmedaille. Zverev hatte im Halbfinale Novak Djokovic in drei Sätzen aus dem Bewerb geworfen. Das einseitige Endspiel war bereits nach 1:19 Stunden gelaufen. Der 24-Jährige ist der erste deutsche Tennis-Olympiasieger im Einzel.
Zverev war im olympischen Turnier als Nummer 4 gesetzt, der für das Russische Olympische Komitee startende Chatschanow als Nummer 12. Über Bronze durfte sich bereits am Vortag der Spanier Pablo Carreno Busta freuen. Der Titel im Damen-Doppel ging an das tschechische Duo Barbora Krejcikova/Katerina Siniakova, im Mixed gewannen Anastasia Pawljutschenkowa/Andrej Rublew (ROC-4) gegen ihre Landsleute Jelena Wesnina/Aslan Karazew (ROC) mit 6:3, 6:7(5), 13:11.
"Eine Goldmedaille um den Hals zu haben, ist etwas, was ich mir im Leben nicht vorstellen konnte", sagte Zverev bei Eurosport. "So ein Gefühl habe ich noch nie in meinem Leben gehabt", fügte er hinzu. "Diese Medaille gehört ganz Deutschland, es war die beste Woche meines Lebens." Er habe "für alle" gespielt, "meine Familie, meine Eltern, meine Tochter, alle, die zuhause mitgefiebert haben. Deshalb habe ich so gespielt, wie ich gespielt habe. Für mich ist es ein unglaubliches Gefühl gerade."
Zverev holte die erste olympische Medaille im Männer-Einzel für den Deutschen Tennis Bund (DTB) seit 21 Jahren. In Sydney hatte 2000 Tommy Haas das Finale gegen Jewgenij Kafelnikow verloren. Bei den Frauen hatte sich Steffi Graf 1988 in Seoul zur Olympiasiegerin gekrönt, im Männer-Doppel hatten Boris Becker/Michael Stich in Barcelona 1992 den Gold-Triumph geschafft.
Zverev gelang ein frühes Break zum 2:1. Dank starker Aufschläge und sicherer Hand am Netz ließ er in der Folge nichts mehr anbrennen und holte den ersten Satz mit einem zweiten Break sicher nach Hause. Im zweiten Durchgang nahm er Chatschanow gleich die ersten beiden Aufschlagspiele ab und zog auf 5:0 davon. Nach 1:19 Stunden servierte Zverev zum 6:1 aus. Im ganzen Turnier hatte er nur einen Satz abgegeben, und zwar im Halbfinale gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovic.
Für den FC-Bayern-Fan war das Olympia-Finale das zweite große Endspiel nach jenem bei den US Open 2020. Damals war Zverev trotz anfangs klarem Vorsprung an Österreichs Tennis-Ass Dominic Thiem zerbrochen. Nur zwei Punkte war er vom Grand-Slam-Sieg entfernt gewesen, in dem Match über drei Gewinnsätze kam Thiem aber eindrucksvoll zurück und gewann schließlich dank Tiebreak-Erfolg im fünften Satz.
"Ich kann es mit nichts vergleichen. Das ist so viel größer als alles andere im Sport. Ich habe die ATP-Finals gewonnen. Aber die Goldmedaille und diese Olympischen Spiele, dieser Wert ist unglaublich", sagte Zverev und gab eine Liebeserklärung an das Tennis ab: "Am Ende des Tages möchte ich den Tennissport in Deutschland populär machen. Ich möchte, dass kleine Kinder zu ihren Eltern gehen und sagen: ich möchte Tennis ausprobieren. Das ist schon wichtig für mich, weil ich diese Sportart liebe."
Krejcikova und Siniakova hatten sich zuvor die Goldmedaille im Frauen-Doppel gesichert. Die topgesetzte Paarung entschied das Finale gegen die Schweizerinnen Belinda Bencic und Viktorija Golubic 7:5,6:1 für sich. Die zweite Medaille von Bencic, die am Vortag Einzel-Gold geholt hatte, glänzt somit silbern. Bronze ging an Laura Pigossi und Luisa Stefani aus Brasilien.
Es war für Tschechien die erste olympische Goldmedaille im Tennis und für die 25-jährige Krejcikova der dritte große Erfolg im Jahr 2021. Im Juni hatte sie den Einzel- und Doppelbewerb der French Open in Paris gewonnen.