Nachgefragt bei Leichtathlet Lukas Weißhaidinger, der am Samstag bei den Olympischen Spielen in Tokio im Diskuswurf die Bronzemedaille gewonnen hat:
Was waren Ihre Gefühle, als die Medaille festgestanden ist?
Weißhaidinger: "Ich glaube, das hat jeder gesehen. Ich habe mich jetzt schon ein bisschen gefangen. Das war ein Wahnsinn. Ich bin froh, dass ich es bis hierher geschafft habe, das ist nicht selbstverständlich. Vor allem in der Leichtathletik. Man hat gesehen, wie knapp das geworden ist. Es ist ganz wunderbar, meine Gefühle gehen drunter und drüber. Ich muss ein paar Mal schlafen, um das zu realisieren. Jetzt freue ich mich, wenn ich Montag heimfliege und meine Familie umarmen kann."
Wie nervös waren Sie nach dem Wurf von Matthew Denny?
Weißhaidinger: "Ich habe relativ schnell gewusst, das reicht nicht. Ich habe ehrlich gesagt eher mit dem (Kristjan) Ceh gerechnet, dass der noch einmal zurückschlägt. Ob ich dann noch einmal zurückschlagen hätte können, keine Ahnung, denn meine Füße waren echt Banane nach dem Vierten. Am Ende sind die Abstände egal, ich habe eine Medaille."
Sie wirken so ruhig jetzt. Was geht Ihnen durch den Kopf?
Weißhaidinger: "Ich habe den ganzen Tag den ganzen Weg Revue passieren lassen. Von Oberösterreich weg, die Anfänge, nach Wien in die Südstadt. Ich bin so dankbar, dass wir ein so tolles Team haben. Gregor (Trainer Högler/Anm.), der eigentlich ein Zehn-Mann-Unternehmen sein müsste, der alles macht. Allein von der sportwissenschaftlichen Seite, das machen wir ganz alleine, da hilft uns keiner. Ich habe ein großartiges Team, Familie und Freunde. Vor allem Hannah, die den ganzen Weg mit mir gegangen ist."
Sie sind solide reingestartet, haben dann eine Megaserie hinlegt, die Körpersprache stimmte. Wie ging es Ihnen vom Kopf her?
Weißhaidinger: "Ich wusste, da ist noch was drinnen, ich habe die 68 drauf gehabt. Mit Simon (Simon Pettersson/2.) habe ich überhaupt nicht gerechnet. Aber ich weine der Silbermedaille nicht nach. Ich habe einmal gehört, dass dreimal Bronze einmal Gold ist. Ich bin so extrem stolz darauf, dass ich jetzt bei jeder internationalen Meisterschaft eine Medaille habe. Mit der Krönung Olympische Spiele. Man muss die Kirche trotzdem auch im Dorf lassen. Silber und Gold wären nicht unmöglich gewesen, aber anders als die Schweden stehen Gregor und ich alleine am Platz. Ich bin extrem stolz, was wir erreicht haben."
Sie sind im Stadion zu Ihrem Trainer, dem Team gegangen, habe sich die österreichische Fahne abgeholt und haben sich danach im Wurfring niedergekniet und den Boden geküsst.
Weißhaidinger: "Es sind Olympische Spiele, am liebsten hätte ich jeden abgebusselt. Aber das geht mit Corona nicht."
Was bedeutet es Ihnen, als erster männlicher Leichtathlet für Österreich eine Olympia-Medaille geholt zu haben?
Weißhaidinger: "Das ist etwas, das ich am wenigsten begreife von dem Ganzen. Wir haben mit der WM schon Geschichte geschrieben. Dass es bei Olympischen Spielen funktioniert, da ist immer viel Glück dabei."
(Das Gespräch führte Birgit Egarter/APA mit einem zweiten Kollegen in Tokio)