Die Jamaikanerin Elaine Thompson-Herah hat am Samstag bei den Spielen in Tokio zum zweiten Mal Olympia-Gold über 100 Meter gewonnen. Die 29-Jährige setzte sich im Finale im Olympiastadion in 10,61 Sekunden mit Olympischem Rekord durch. Ihre Teamkollegin Shelly-Ann Fraser-Pryce verpasste als Zweite in 10,74 Sekunden ihr drittes Olympia-Gold im Kurzsprint nach 2008 und 2012. Den Erfolg für Jamaika komplett machte Shericka Jackson als Dritte in 10,76.
Thompson-Herah hatte bereits 2016 in Rio de Janeiro über 100 und 200 Meter gewonnen. Ihr Erfolg hatte eine historische Dimension: Knapp 33 Jahre hatte Florence Griffith-Joyner, die 1998 starb, den Olympischen Rekord inne, bis ihn Thompson-Herah um eine Hundertstel verbesserte. Griffith-Joyner ist aber weiter Inhaberin des Weltrekords, der bei 10,49 Sekunden steht.
Der 34-jährigen Fraser-Pryce war die Enttäuschung anzusehen, die beiden Athletinnen würdigten einander in den Momenten nach dem Zieleinlauf keines Blickes. Vier Jahre nach der Geburt ihres Sohns Zyon hatte sie auf einen erneuten Gold-Coup gehofft, 2019 war sie in Doha noch Weltmeisterin geworden.
In ihrer Heimat ist "Pocket Rocket" ("Taschenrakete") beziehungsweise "Mommy Rocket", wie die nur 1,52 Meter große Fraser-Pryce gerne genannt wird, der größte Frauen-Star. Immerhin holte die vierfache 100-Meter-Weltmeisterin ihre siebente olympische Medaille überhaupt - und kann mit der Staffel ihres Landes noch nachlegen. Thompson-Herah übertrumpfte auch mit ihrer neuen Bestzeit Fraser-Pryce, die im Juni in Kingston 10,63 Sekunden vorgelegt hatte und im Halbfinale am Samstag in Tokio mit 10,73 Sekunden die schnellste Zeit lief.
Die WM-Zweite Dina Asher-Smith (Großbritannien) musste kurz vor dem Finale verletzt passen. Nicht am Start war auch die nigerianische Weltklasse-Sprinterin und Weitspringerin Blessing Okagbare, die bei einer Trainingskontrolle am 19. Juli positiv auf das menschliche Wachstumshormon getestet worden war. Die Suspendierung teilte die unabhängige Integrationskommission des Leichtathletik-Weltverbandes (Aiu) vor dem Halbfinale mit, für das sich die 32-Jährige qualifiziert hatte.
Polen überraschen in der 400-Meter-Mixed-Staffel
Eine faustdicke Überraschung gab es bei der ersten Austragung der 4 x 400 m Mixed-Staffel: Das polnische Lauf-Quartett in der Besetzung Karol Zalewski, Natalia Kaczmarek, Justyna Swiety-Ersetic und Kajetan Duszynski düpierte in 3:09,87 Minuten die Dominikanische Republik (3:10,21) und die favorisierten USA (3:10,22), denen lediglich Bronze blieb. Es war die erste polnische Goldmedaille bei den Spielen von Tokio.
Neben den drei Finali mit Bronze im Diskus für Lukas Weißhaidinger gab es zahlreiche Vorkämpfe: Dabei zitterte sich Gold-Mitfavorit Trayvon Bromell ins Olympia-Semifinale über die 100 Meter der Männer. Der 26-jährige US-Amerikaner verpasste am Samstag mit 10,05 Sekunden als Vierter seines Vorlaufs die direkte Qualifikation, schaffte es aber über die Zeitregel. Nur jeweils das schnellste Trio kam direkt weiter. Bromell, der im Juni in 9,77 Sekunden die Weltjahresbestzeit aufgestellt hat, rutschte als einer der nächsten drei schnellsten Sprinter weiter.
Der Kanadier AndreDe Grasse, der in Rio 2016 Bronze über 100 Meter und Silber über 200 Meter geholt hatte, gewann seinen Vorlauf in 9,91 Sekunden ebenso souverän wie Akani Simbine aus Südafrika (10,08). Der Jamaikaner Yohan Blake (10,06), 2012 in London Gewinner von Silber über die 100 Meter, kam als Zweiter seines Vorlaufs weiter. Die Semifinali finden am Sonntag statt, ehe am selben Tag das Finale (14.50 Uhr/MESZ) gelaufen wird. Im Finale wird Usain Bolts Nachfolger gesucht. Der Jamaikaner hatte 2008 in Peking, 2012 in London und 2016 in Rio jeweils Gold über die 100 und 200 Meter gewonnen.
Im Weitsprung war der Kubaner Juan Miguel Echevarria in der Qualifikation mit 8,50 Meter der Weiteste. Zweiter wurde der griechische Jahresweltbeste Miltiadis Tentoglou mit 8,22 m, vor dem Japaner Yuki Hashioka mit 8,17 m. Weltmeister Tajay Gayle schaffte die Qualifikation mit 8,14 m, die Leistungsfähigkeit des Jamaikaners blieb aber nach einer Verletzung im linken Knie fraglich. Das Finale im Weitsprung der Männer findet am Montag statt.