Hinter der Bronze-Medaille von Magdalena Lobnig bei den Olympischen Sommerspielen steht eine erfolgreiche Kooperation über mittlerweile eineinhalb Jahrzehnte. Kurt Traer hat die Betreuung der damaligen Juniorin im Jahr 2006 übernommen und jubelte am Freitag in Tokio mit ihr. Seit Ende 2019 ergänzt der im Vorjahr als Nationaltrainer verpflichtete Robert Sens die Trainingsarbeit. Mit dem Schub durch die Miteinbeziehung des Ex-Weltmeisters gelang Lobnig noch ein Leistungssprung.
"Sie zeichnet eine gute Rudertechnik, ein irrsinniges Bootsgefühl, ein guter Trainingsfleiß und eine gute Physiologie mit noch Reserven aus", sagte Sens über Lobnigs Vorzüge. Ganz besonders habe ihn aber der Fokus der Kärntnerin in Semifinale und Finale am Sea Forest Waterway beeindruckt. "Das ist eine Sache, die man schlecht erlernen kann in solchen Situationen, so ein Ding zu bringen", erklärte der Deutsche. "Es ist unvorstellbar diese mentale Stärke."
Sens: "Das war schon fast surreal"
Im gesamten Finale habe Lobnig überzeugt, so Sens: "Ich habe noch nie einen so guten Start von Magdalena oder überhaupt gesehen. Wie sie aus den Blöcken herausgeschossen ist, das war schon fast surreal. Da hat man schon gemerkt, sie will das einfach so viel mehr. Sie hat das Rennen dann einfach perfekt exekutiert. Sie war super-effizient, hat die Britin nicht einmal ins Spiel gelassen, hat gekontert und dagegen gehalten. Das beste Rennen der Saison in dem Moment, wenn es darauf ankommt."
Der 43-jährige Coach sprach aber auch dem gesamten Umfeld ein Kompliment aus, freilich auch Traer. Der genoss die Früchte der so langen gemeinsamen Arbeit: "Es ist ein Traum. Ich bin kein extrem emotionaler Typ, aber es ist einfach nur genial", meinte der in Österreichs Verband (ÖRV) als Assistenztrainer gelistete Lobnig-Vertraute. "Das war das Beste, was sie hat machen können. Sie ist ein perfektes Rennen gefahren, hat alles richtig gemacht. Sie hat sich ihren Traum erfüllt."
"Es war ein Kampf aufs Messer"
Die 31-Jährige habe die ausgeklügelte Taktik befolgt, indem sie von vorneweg Gas gegeben habe. "In einem Olympia-Finale, wenn du da nicht mitgehst, bist du weg. Wenn du da sparst, bist du erledigt", erläuterte Traer. "Es war ein Kampf aufs Messer, und sie hat es sich gesichert. Sie hat das maximal Mögliche herausgeholt aus der Situation und eine Medaille geholt - ein Traum. Wir haben gewusst, wenn wir die Britin schlagen, dann hat sie Bronze - genau so war es."
Traer beschrieb Lobnig als sehr fokussiert, sie arbeite sehr präzise. "Wenn sie etwas will, dann macht sie es auch. Es ist schon immer wieder so, dass sie dazu neigt, in Einheiten, wenn es gut läuft, dass das Rennpferd herauskommt und sie eigentlich mehr Gas gibt als sie sollte. Das ist eigentlich eine Qualität, das soll man nicht groß unterbinden. Das macht sie aus." Und der im Brotberuf als Polizist arbeitende Traer hob auch das Menschliche hervor: "Sie ist ein ganz ein lieber und herzensguter Mensch."
Erfolg war abzusehen
Vor gut zwei Jahren zog sich Traer aus der Direktbetreuung von Lobnig kurz zurück, übernahm Ende 2019 mit Unterstützung von Sens aber wieder. Man sei davor in einen Trott gekommen, die Pause sei daher ganz gut gewesen. Traer: "Da lernt man sich mehr zu schätzen und respektiert man sich wieder. Seit daher ist die Arbeit eigentlich noch besser geworden. Wenn dann eine Zäsur drinnen ist und man fangt wieder an, dann sieht man erst, wofür man arbeitet und lernt es wieder mehr zu schätzen."
In der vergleichsweise kurzen Kooperation merkte auch Sens einen Qualitätsschub bei Lobnig. Unheimlich gereift sei sie als Athletin. "Sie weiß, wie ist die Belastung richtig, wie ist die Beanspruchung richtig. Sie bleibt in diesem Adaptationskorridor, wo sie nicht darüberhinaus schießt oder zu wenig macht. Sie trifft das Training sehr, sehr gut." Ganz exzellent sei das Training in den vergangenen zwei Monaten gewesen. "Da war schon abzusehen, dass das hier ein sehr gutes Ding werden kann."