Drei Schweizerinnen haben im olympischen Mountainbike-Bewerb der Frauen am Dienstag auf dem selektiven Kurs von Izu die Konkurrenz zu Statisten degradiert. Die 28-jährige Jolanda Neff siegte überlegen. Ihre Teamkolleginnen Sina Frei (Silber) und Linda Indergand (Bronze) hatten im Ziel des 20,85 Kilometer langen Rundkurses 1:11 bzw. 1:19 Minuten Rückstand. Die Tirolerin Laura Stigger musste in Runde drei völlig erschöpft aufgeben.
Die 20-jährige Ötztalerin zeigte sich zu Beginn an der Spitze, musste dann aber bald zahlreiche Konkurrentinnen vorbeiziehen lassen. "Ich habe mich recht gut gefühlt, die Lücke gefunden. Ich habe nicht überpowered, hatte viele Reserven", sagte die Ex-Juniorenweltmeisterin zur APA. Wie es zu der Aufgabe kam, konnte sich die Weltcup-Dritte von Leogang nicht recht erklären. "Ich wollte was anderes zeigen. Ich weiß nicht, was los ist, ich muss das abchecken lassen und analysieren. Sturz hatte ich keinen, es war ziemlich rutschig, aber das war für jeden gleich", meinte sie. "Es war trotzdem eine Ehre für mich, für Österreich hier starten zu dürfen und Erfahrungen zu sammeln. In drei Jahren gibt es schon die nächste Chance."
Stigger zeigte sich im Resümee enttäuscht: "Es war ein Rennen wie kein anderes. Ich war topvorbereitet. Es ist halt so. Es ist schwer, lieber würde ich sagen, ich habe eine Medaille in der Hand und freue mich irrsinnig. Es gibt manchmal solche Tage, da muss man drüberstehen und weiterschauen und mitnehmen, was man besser machen kann."
Sobald Stiggers kurzer Ritt an der Spitze vorbei war, übernahm Neff und suchte die Flucht nach vorn. Sie siegte nach langer Solofahrt. Frei und Indergand hatten ihrerseits beinahe eine Minute Vorsprung auf die viertplatzierte Ungarin Blanka Vas. Für alle Schweizerinnen ist es die erste Medaille bei Olympischen Spielen. Ein reines Schweizer Podest gab es bei Sommerspielen letztmals 1936 im Turnen.
Loana Lecomte, die große Favoritin aus Frankreich, die sämtliche Weltcuprennen der Saison gewonnen hatte, verpasste das Podest als Sechste deutlich. Die 21-Jährige bekundete auf der feuchten und in einigen Passagen schmierigen Unterlage bedeutend mehr Mühe als Neff und die beiden anderen Schweizerinnen.
Auch Lecomtes Landsfrau Pauline Ferrand-Prevot gehörte als Neunte zu den großen Geschlagenen. Die Weltmeisterin hielt zunächst am besten mit Neff mit, fiel aber unter anderem wegen eines Sturzes noch weit zurück.
Den Schweizerinnen glückte unterdessen ein perfektes Rennen. Neff spielte nur sechs Wochen nach einem erlittenen Handbruch beim vierten Platz am Weltcup in Leogang und mehr als drei Jahre nach ihrem letzten Sieg im Weltcup ihr technisches Können eindrucksvoll aus. Die 28-Jährige meisterte die heiklen Passagen am schnellsten.
Hinter Neff matchten sich Frei und Indergand auch deshalb ohne Beteiligung anderer Nationen, weil die Konkurrentinnen reihenweise patzten. Im Zweiergespann setzten sich die 24-jährige Zürcherin und die 28-jährige Urnerin schließlich vom Rest ab, wobei Frei am Ende die größeren Kraftreserven hatte.
"Es ist eine wunderschöne Geschichte", meinte die Siegerin. "Ich hoffe, ich wache nicht auf und stelle fest, dass es bloß ein Traum war. Ich wusste, dass es ein extrem strenges Rennen wird, denn es ist eine sehr schwierige Strecke. Ich konnte aber über das ganze Rennen einen guten Rhythmus fahren."