Eine peinliche Administrationspanne hat zu einem Desaster für sechs Schwimmerinnen und Schwimmer aus Polen im Vorfeld der Olympischen Spiele in Tokio geführt. Die Athleten waren mit dem Schwimmteam bereits nach Japan gereist, wurden aber aufgrund eines Fehlers bei der Anmeldung wieder nach Hause geschickt. Der Präsident des polnischen Schwimmverbandes (PZP), Pawel Slominski, entschuldigte sich bei den Athleten.
Polen hatte 23 Schwimmer nach Japan geschickt. Allerdings hätte die PZP aufgrund der Qualifikationsregeln des Weltverbands FINA die Anzahl auf 17 reduzieren müssen. Slominski erklärte, er verstehe die Wut der Schwimmer, die am Wochenende nach Hause zurückkehren mussten, voll und ganz. Er bedauere den Vorfall sehr. "Eine solche Situation sollte nicht stattfinden. Die Reaktion der Schwimmer, ihre Emotionen, die Attacke auf den polnischen Schwimmverband ist für mich nachvollziehbar und berechtigt", so der Verbandschef. Er sagte, der Fehler sei auf den Wunsch zurückzuführen, "so viele Spieler und Trainer wie möglich an den Spielen teilnehmen zu lassen".
Um sicher für die Olympischen Spiele zugelassen zu werden, müssen Schwimmerinnen und Schwimmer die sogenannte A-Norm unterbieten. Athletinnen und Athleten mit B-Norm müssen zunächst vom Weltverband als Olympia-Teilnehmer bestätigt werden. Diese Bestätigung lag aber im Fall der sechs polnischen Sportlerinnen und Sportler nicht vor.
Eine der betroffenen Schwimmerinnen, Alicja Tchorz, die bereits bei Olympia 2012 und 2016 dabei war, drückte ihre Wut in den sozialen Medien aus. "Stellen Sie sich vor, Sie widmen fünf Jahre Ihres Lebens und streben nach einem erneuten Start beim wichtigsten Sportereignis ... geben Ihr Privatleben und Ihre Arbeit auf, opfern Ihre Familie ... Ihr Engagement führt zu einem totalen Flop", sagte sie auf Facebook.
Schwimmer Mateusz Chowaniec fügte auf Instagram hinzu: "Ich bin zutiefst schockiert über das, was passiert ist ... das ist eine absurde Situation für mich, die nie hätte passieren dürfen. Tatsächlich hoffe ich, irgendwann aus diesem Albtraum aufzuwachen."
Polens Sportminister Piotr Glinski fordert nun Aufklärung vom Schwimmverband. "So eine Situation darf sich in einem professionell geführten Sportverband nicht ereignen", hieß es in einer Erklärung des Ministeriums. Für die Vorbereitung und Akkreditierung der Olympia-Teilnehmer seien die nationalen Verbände zuständig, hieß es aus dem Ministerium weiter. In einem offenen Brief forderten 22 der 23 Mitglieder des Schwimmkaders den Rücktritt von Verbandschef Slominski.