Der erste Teil des österreichischen Segelerteams wir im Laufe des Samstags im Hafen in Enoshima eintreffen. Dort wartet der Container, in dem u.a. die Rümpfe der Olympia-Boote von Benjamin Bildstein/David Hussl, Thomas Zajac/Barbara Matz (Nacra 17 Foiling) und Tanja Frank/Lorena Abicht (49er FX) darauf warten, mit Masten und Segeln fit für die Regatta gebaut zu werden. Freilich hofft man auf zahlreiche Trainingstage, denn der letzte Aufenthalt in Japan ist mit 2019 lange her.
Der Container hing auf seiner im März angetretenen Reise wegen der Blockade des Suezkanals fest, kam aber trotzdem halbwegs pünktlich an. "Er steht jetzt da und wir machen ihn dann auf. Ausgeladen und Boot aufgebaut ist in einem Tag, aber bis du im Detail fertig bist, dauert es deutlich länger", sagte OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid im Gespräch mit der APA.
Da man wusste, dass man wegen der Pandemie mit großer Wahrscheinlichkeit im Mai und Juni nicht zum Training nach Japan reisen werde dürfen, habe man nur jeweils den Rumpf und die (fluguntauglichen) Nacra-Masten per Container geschickt und alles, was man jetzt beim Fliegen als Großgepäck mitnehmen könne, daheim gelassen. Um das Material noch ausreichend testen zu können. "Das ist jetzt im Flieger verdammt viel Zeugs, das wir mithaben. Ich hoffe, wir werden am Flughafen mit einem Riesenbus abgeholt, wo hoffentlich alles reinpasst."
Am 13. wird der Hafen für die letzten Vorbereitungen einen Tag komplett zugemacht. "Im besten Fall könnten sich acht bis neun Trainingstage ausgehen", sagte Schmid. Erinnerungen an das Revier wurden wieder hervorgeholt. "Das Wissen ist in den Hintergrund gerückt, aber wir haben in den letzten Wochen intensive Übungen gemacht, das wiederaufzufrischen. Wir haben Informationen, Ideen und Muster und sind die Stück für Stück durchgegangen." Jeder Segler habe Aufzeichnungen von jedem Tag, den er dort auf Wasser verbrachte.
In der Vorbereitung gingen die rot-weiß-roten Teams coronabedingt getrennte Wege. "Wir waren deutlich weniger zusammen, bei einer normalen Vorbereitung wären wir im Mai, Juni und Juli in Japan gewesen. Hätten gemeinsam gewohnt und gearbeitet. Vom Teamspirit her ist das nicht so, wie wir uns das im Verband wünschen, auf der anderen Seite konnten wir es nicht ändern, weil sich jede Klasse danach richten musste, wo die Trainingspartner und die Regatten sind. Alle drei hatten eine gute Vorbereitung", ist Schmid überzeugt. Wo man stehe, wisse man freilich nur im Vergleich mit den jeweils ebenfalls anwesenden Booten.
Und das waren weltweit gesehen längst nicht alle. Zajac/Matz arbeiteten in Italien in einem internationalen Trainingsteam mit den argentinischen Olympiasiegern Santiago Lange/Cecillia Carranza, mit Engländern und Italienern. "Aber wir hatten fast eineinhalb Jahre keinen Vergleich zu Topteams aus Australien, Brasilien, Neuseeland", berichtete der Olympia-Bronzene Zajac.
Dessen 2016-Bootspartnerin Frank und Abicht hatten ihre Zelte in Portugal aufgeschlagen. "Wir waren fast sieben Monate dort, sind immer wieder hin- und hergependelt. Alles lief wirklich, wirklich gut, auch die Regatten. Wir haben sehr viel Material getestet und an der Technik gearbeitet. Wir glauben, dass wir in Tokio ähnliche Bedingungen vorfinden werden", sagte Frank. Die Zweiten der EM 2020 am Attersee, Bildstein/Hussl, waren in Spanien aktiv, gewannen dort Mitte Juni eine Testregatta vor Santander.
Aus der Vergangenheit wissen sie, was es heißt, als "eingeschworenes österreichisches Team" unterwegs zu sein, das war in dieser Olympiavorbereitung eben nicht möglich. "Aber wir hatten regelmäßig Onlinemeetings, haben uns das Meteorologiewissen gemeinsam erarbeitet. Wir sind vielleicht noch nicht ganz so eng. Aber wir sind ein Team, das sich gegenseitig stärkt, das werden wir weiterleben und uns so gut es geht unterstützen. Ich glaube, bei uns hält jeder jedem die Daumen und freut sich mit", weiß Bildstein.