Die Olympia-Stadt Tokio soll drei Monate vor den Sommerspielen wegen wieder stark steigender Infektionen erneut unter Notstand gestellt werden. Die Regierung wolle den Notstand für Tokio sowie Osaka, Kyoto und die Präfektur Hyogo voraussichtlich ab Sonntag bis zum 11. Mai in Kraft setzen, berichteten japanische Medien am Donnerstag. Eine Entscheidung solle am Freitag fallen.
In diesen Zeitraum fällt die sogenannte "Goldene Woche", eine Aneinanderreihung nationaler Feiertage, in der normalerweise Millionen Japaner auf Reisen gehen. Kurz vor den geplanten Olympischen Spielen verhängt Japan damit zum dritten Mal über Tokio den Notstand. Grund ist die starke Ausbreitung neuer Virus-Varianten. Inzwischen gab es auch beim Olympischen Fackellauf einen Corona-Infektionsfall.
Wie die Organisatoren bekanntgaben, wurde ein mit der Verkehrsregelung beauftragter Polizist in der südwestlichen Präfektur Kagawa einen Tag nach Dienstantritt positiv auf das Coronavirus getestet. Er habe eine Maske getragen und den Sicherheitsabstand eingehalten, hieß es. Es ist der erste Infektionsfall seit Beginn des Fackellaufs am 25. März.
Ein Lockdown ist der Notstand in Japan nicht. Tokio, das am Donnerstag 861 Neuinfektionen innerhalb von 24 Stunden meldete, plant laut Berichten, Kaufhäuser, Freizeitparks, Bars und andere Unternehmen aufzufordern, vorübergehend zu schließen. Auch könnten Zuschauer bei bestimmten Veranstaltungen untersagt werden. Experten warnen, dass es in den nächsten Wochen wegen neuer Virus-Varianten zu einem starken Anstieg der Infektionen kommen könnte. Japans Impfkampagne geht seit Beginn Mitte Februar nur schleppend voran.
Die Olympia-Macher halten weiter an den Plänen fest. Sie wollen angesichts der wieder steigenden Zahlen mit einer Entscheidung über die Zulassung heimischer Zuschauer aber noch länger als geplant warten. Ein Beschluss könne womöglich erst im Juni fallen, bestätigte Organisationschefin Seiko Hashimoto zuletzt. "Ich glaube, wir brauchen etwas mehr Zeit, um ein genaues Urteil fällen zu können", sagte sie. Ausländische Fans und die Familien internationaler Athleten hatten Japans Olympia-Macher bereits zuvor ausgeschlossen.
Tokio ist im Sommer Gastgeber für die Olympischen Spiele und die Paralympics. Die Spiele waren wegen der Coronakrise um ein Jahr verschoben worden. Wegen der Pandemie halten sich die Zweifel an einer Austragung. In Japan sprach sich zuletzt in Umfragen eine klare Mehrheit für eine erneute Verlegung oder eine Absage aus. IOC-Chef Thomas Bach versicherte jedoch erneut, Tokio sei "weiterhin der bislang am besten vorbereitete Olympia-Gastgeber".