Es ist alles eine Frage der Zeit – oder des richtigen Zeitpunkts. Die internationale Sportwelt hat auf das Coronavirus reagiert, in der vergangenen Woche hagelte es Absagen, nur der Schachsport sucht weiterhin tapfer einen WM-Herausforderer. Der Rest? Stillstand, ungewisse Zukunft. Nur ein Verband wehrt sich noch verbissen – und er ist partout nicht mit einem kleinen gallischen Dorf zu vergleichen. Das Internationale Olympische Comité (IOC) hält, zusammen mit Japans Premierminister Shinzo Abe, verbissen an der Austragung der Sommerspiele 2020 in Tokio fest, sie sollen nach wie vor am 24. Juli beginnen.

Steirische Olympiasportler sind für eine Absage von Tokio 2020

Das hat man auch in dieser Woche noch ein weiteres Mal bekräftigt. Tenor: „Es gibt keinen Grund für übereilte Entscheidungen“, meinte IOC-Präsident Thomas Bach und wird eben dafür seither, wie so oft, scharf kritisiert. Teilweise scherten auch nationale Komitees, wie jenes von Norwegen oder Slowenien, oder Sportler aus der vereinheitlichten Darstellung aus und kritisierten das Festhalten am Termin.

Aber Bach und das IOC erhalten auch Lob, etwa von Österreichs Generalsekretär Peter Mennel: „Man muss auch einmal erwähnen, dass es diese Woche Telefonkonferenzen mit allen Verbänden, mehr als 200 Athletenvertretern und allen Nationalen Olympischen Komitees gegeben hat“, sagt der Vorarlberger, der derzeit selbst von daheim aus agiert. „Das zeigt mir, dass das IOC eine breite Meinungsbildung wünscht, das war nicht immer so.“ Am Ende der Videokonferenz habe es von allen europäischen NOKs auch Zustimmung zu diesem Plan gegeben, sagt Mennel, „auch aus Norwegen und Slowenien. Deshalb kann ich deren Schwenk zur Kritik auch nicht ganz nachvollziehen.“

Mennel selbst ist auf Linie, denn: „Wir verlieren nichts, wenn wir die Entscheidung über die Spiele noch hinauszögern“, erklärt er und führt als Beispiele etwa die Formel 1 und den Fußball an, die bisher ebenso erst alle Veranstaltungen bis Ende Mai abgesagt haben. Was er aber unterstreicht: „Wir haben uns auf prinzipielle Grundsätze geeinigt: Das Wichtigste ist, dass die Gesundheit nicht gefährdet ist. Dann das Kriterium, dass die Qualifikation gewährleistet sein muss. Und schließlich, dass Ergebnisse bei der Qualifikation über Politik zu stehen haben.“ Und dann fügt er an: „Eines kann ich garantieren: Es wird nicht vom Geld abhängen, ob die Spiele stattfinden oder nicht. Das IOC kann es sich leisten, zu verschieben!“ Fraglich nur, ob es sich auch Japan leisten kann, zu viel hat man in das Prestigeobjekt investiert, weniger in die Spiele selbst als in die Infrastruktur rundum – wie das olympische Dorf, das nach den Spielen zum dringend benötigten Wohnraum wird. Was, wenn das nicht geht?

Mennel erläutert weiter, warum man sich Zeit lassen könne: „Alles wird ein Jahr vor den Spielen fixiert, das sind Verträge, die jetzt schon bestehen. Und ich sage auch, dass Panik und Hysterie der schlechteste Co-Pilot sind.“ Deshalb gelte: „Es ist noch kein Druck da, Entscheidungen über etwas, das in vier Monaten passieren soll, sofort zu treffen. Es geht ja nur um die Entscheidung, etwas nicht zum geplanten Zeitpunkt tun zu können. Für die Austragung in Tokio hat man sich schon vor sieben Jahren entschieden!“

Das Problem der „fairen Vorbereitung“ sehe er gelöst, wenn es Entgegenkommen für den Sport gebe: „Profisportler müssen, natürlich mit allen Auflagen, die Chance bekommen, ihren Beruf auszuüben, wir müssen Trainingszentren für sie zugänglich machen.“ Zur Sorge, dass manche die nun sinkenden Kontrollen für Doping nützen könnten, meint Mennel: „Man hat uns versichert, dass man dank neuester Technik Sünder auch später erwischen würde.“