Das Exekutivkomitee der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) wird am Montag in Lausanne entscheiden, ob Russland für vier Jahre weitgehend aus dem Weltsport verbannt wird. Folgt die WADA den von der Prüfkommission CRC empfohlenen Sanktionen, ist Russland im Abseits. Doch damit ist der Fall wohl nicht abgeschlossen.
Nach dem CRC-Vorschlag soll Russlands Anti-Doping-Agentur Rusada für die Verfälschung Moskauer Labor-Daten - mutmaßlich auch, um 145 Doping-Fälle zu vertuschen - für vier Jahre gesperrt werden. In dieser Zeit dürften nur ausgewählte Athleten Russlands ohne Nationalfahne bei den Olympischen Spielen 2020 und 2022 sowie bei internationalen Titelkämpfen an den Start gehen. Zudem soll das Land in dieser Zeit keine Sportgroßveranstaltungen ausrichten und sich um keine bewerben können. Regierungsvertretern wird Besuch und Teilnahme an Olympischen Spielen und die Ausübung von Ämtern im Weltsport untersagt.
Enthüllung des Staatsdopings
Russland hat seit Enthüllung des Staatsdopings im Dezember 2014 die Aufklärung immer wieder zu verhindern versucht. Deshalb ist damit zu rechnen, dass das Land die WADA-Entscheidung beim Internationalen Sportgerichtshof anfechten wird und die Causa die Olympischen Spiele 2020 in Tokio wie die von Rio 2016 und Pyeonchang 2018 überschattet.
Auf dem olympischen Spitzentreffen am Samstag in Lausanne hatten die Teilnehmer "die härtesten Sanktionen" für Russland und die Herausgabe unverfälschter Daten gefordert, um "die unschuldige neue Generation sauberer russischer Athleten vor jeglichem Verdacht" zu schützen.
Keine Einsicht zu erwarten
Dass Russland Einsicht und endlich Kooperationswillen zeigen wird, ist nach den Aussagen des Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees am Rande des Gipfels nicht zu erwarten. Die geforderten Strafen seien "übertrieben, unlogisch und unangemessen", verkündete Stanislaw Posdnjakow, der Präsident des Nationalen Olympischen Komitees in Russland.
Mit Juri Ganus, dem Chef der russischen Anti-Doping-Agentur (RUSADA), gibt es freilich auch innerhalb Russlands kritische Stimmen. "Insgesamt ist es so, dass einiges faul ist - und an vielen Stellen bei uns Sportfunktionäre ausgewechselt werden müssen", hatte Ganus unlängst angesichts der drohenden Sperre erklärt. Russland sollte nicht mit dem Finger auf andere zeigen oder etwa den Westen als Feind ausmachen. "Das Hauptproblem ist unsere Kultur, die Kultur innerhalb des Sports", betonte Gauns. Sein Fazit: "Die Strafen sind wohl unausweichlich."