US-Skistar Mikaela Shiffrin hat gleich im ersten Olympia-Rennen in Südkorea ihre Favoritenrolle bestätigt. Die 22-Jährige gewann am Donnerstag den Riesentorlauf in Yongpyong vor der Norwegerin Ragnhild Mowinckel (+0,39 Sek.) sowie Federica Brignone aus Italien (0,46). Für Shiffrin ist es die zweite olympische Goldmedaille nach jener in ihrer Paradedisziplin Slalom vor vier Jahren in Sotschi.
Österreichs Quartett hatte im Kampf um Edelmetall nichts zu bestellen. Die Salzburgerin Anna Veith (2,08) landete als beste ÖSV-Dame auf Rang zwölf. Die Tirolerin Stephanie Brunner, nach dem ersten Durchgang noch Neunte, riskierte in der Entscheidung alles und schied aus. Ricarda Haaser wurde 17., Bernadette Schild nur 24.
Shiffrin: "Habe alles reingelegt"
"Das Coole an Olympia ist, dass man genau auf dem Punkt da sein muss", lautete der erste Kommentar von Shiffrin im ersten ORF-Interview. "Der zweite Durchgang war verrückt. Ich bin extrem gerade runtergefahren, habe alles reingelegt. Supercool", frohlockte die Super-Technikerin, die am Freitag im Slalom auf dem gleichen Hang die nächste Goldene anpeilt.
Nach ihrer Ausfallserie bei ihren letzten Weltcup-Starts vor den Winterspielen hatte sich die dreifache Slalom-Weltmeisterin dazu entschieden, drei Rennen auszulassen und stattdessen früher als geplant nach Südkorea zu reisen. Das war die goldrichtige Entscheidung, wie Shiffrin nun betonte: "Das Wichtigste war, dass ich mich einige Tage ausrasten konnte. Ich habe dann hier viel trainiert. Mit jedem Tag ist es besser gelaufen, ich habe immer mehr Selbstvertrauen aufgebaut und mich wieder in Topform gefühlt. Ich war auch überhaupt nicht nervös."
Noch mehr als die Siegerin strahlte aber die Überraschungs-Zweite Mowinckel, die erst die zweite Olympia-Medaille für Norwegens Ski-Damen nach Kombi-Bronze von Laila Schou Nilsen 1936 in Garmisch-Partenkirchen holte. "Unglaublich, das ist so cool, nachdem die Burschen so vorgelegt haben", erinnerte die 25-Jährige an den Abfahrts-Doppelsieg durch Aksel Lund Svindal und Kjetil Jansrud unmittelbar vor der ersten Alpin-Entscheidung der Damen in Südkorea.
"Ich wollte nur mein Bestes zeigen - und jetzt habe ich Silber, ich bin sprachlos. Hoffentlich ist das erst der Start für Norwegens Damen. Ich hoffe, wir können noch oft solche Medaillen feiern", betonte Mowinckel, deren bisher bestes Weltcup-Resultat ein zweiter Riesentorlauf-Rang ist.
Bronze-Medaillengewinnerin Brignone hatte ein weinendes und ein lachendes Auge. "Es tut mir sehr, sehr leid für Manuela, denn wir sind gute Freundinnen", meinte die 27-Jährige mit Blick auf Halbzeit-Leaderin Manuela Mölgg, die den zweiten Lauf (23.) völlig verpatzte und dadurch auf Platz acht zurückfiel. Die 34-jährige Südtirolerin muss damit weiter auf eine Medaille bei Großereignissen warten.
Daneben ging das wegen Windes auf Donnerstag verlegte Rennen bei Sonnenschein auch für zwei Top-Favoritinnen. Die Deutsche Viktoria Rebensburg musste den undankbaren vierten Platz hinnehmen, bei Tessa Worley reichte es trotz zweitbester Laufzeit im Finale nur zu Rang sieben. Die französische Weltmeisterin hatte schon im ersten, stark drehenden Lauf mit der nur 14. Zeit alle Chancen verspielt.
Von den ÖSV-Damen durfte nur Veith, vor vier Jahren in Sotschi noch Silbermedaillengewinnerin im Riesentorlauf, zufrieden sein. "Generell habe ich die letzten Tage einen Schritt nach vorne gemacht", erklärte die 28-jährige Salzburgerin, die betonte, dass ihre Form stimme und sie sich bereits auf den Super-G am Samstag freue. In dieser Disziplin ist Veith "Titelverteidigerin" in Pyeongchang.
Brunner nahm ihren Ausfall nicht tragisch. "Ich wollte voll angreifen, denn bei Olympia zählt nur eins, zwei, drei. Schade, leider ist es nicht aufgegangen", sagte die 23-Jährige. Schild beklagte indes, dass es "einfach nicht gepasst" habe. "Ich habe keinen runden Schwung zusammengebracht", erläuterte die Salzburgerin, die es am Freitag in ihrer Spezialdisziplin Slalom besser machen will.
Haaser vergab eine bessere Platzierung im ersten Durchgang, den sie als 19. beendet hatte. "Der ganze zweite Lauf war lockerer und flüssiger, aber trotzdem noch zu wenig. Aber das Gefühl war doch besser als im ersten Lauf. Vor allem oben war es viel besser, da bin ich nicht so schwul runtergefahren wie im ersten Lauf", merkte die 24-jährige Tirolerin an.