Ted Ligety will es noch einmal wissen. Der bereits zweifache Ski-Olympiasieger plant, auch von seinen vierten Spielen Edelmetall mitzunehmen. In Yongpyong, wo die Technikbewerbe ausgetragen werden, setzt der US-Amerikaner auf eine herausragende Erfahrung. "Ich bin der Titelverteidiger auf dem Hang", sagte der 33-Jährige. Marcel Hirscher kann sich die Renaissance einer alten Rivalität vorstellen.
Unter allen aktiven Ski-Rennläufern ist Ligety der Einzige, der schon im Yongpyong Alpin Centre gewonnen hat. Am 5. März 2006 setzte er sich beim bisher letzten Weltcup-Riesentorlauf hier hauchdünn vor dem Schweden Fredrik Nyberg und dem Finnen Kalle Palander durch, die sich ex aequo den zweiten Platz teilten. Für den Blondschopf aus Utah war es damals der erste Erfolg überhaupt im Weltcup. Keine drei Wochen vorher war Ligety in Turin sensationell Olympiasieger in der Alpinen Kombination geworden.
"Das gibt definitiv einen Schub für das Selbstvertrauen. Es ist ein Hang, der meinem Stil sehr entgegenkommt. Er ähnelt sehr den Bergen in Deer Valley, wo ich das Skifahren gelernt habe", meinte der bei Olympia-Wettkämpfen mit zwei Goldenen erfolgreichste US-Alpine der Geschichte vor der Abreise. Nach Turin, Vancouver und Sotschi, wo er sich die Goldene im Riesentorlauf abholte, sind es 2018 bereits die vierten Spiele für Ligety. "Bei Olympia dabei zu sein, ist immer eine Ehre, umso außergewöhnlicher ist es, dass ich das vierte Mal dabei bin."
Kreuzbandriss & Rückenprobleme
In der aktuellen Saison zeigte der Familienvater zuletzt eine stark aufsteigende Form. Im letzten Rennen vor Olympia, dem Riesentorlauf von Garmisch-Partenkirchen, gab er mit einem dritten Platz nach mehr als zwei Jahren Unterbrechung sein Comeback auf dem Podium. Ein Kreuzbandriss und Rückenprobleme hatten ihn seit Anfang 2016 zurückgeworfen.
Damit kam zugleich Marcel Hirscher einer seiner hartnäckigsten Gegner abhanden. Im Riesentorlauf hat Ligety 24 Weltcup-Rennen gewonnen, war dreimal en suite Weltmeister und ist Olympia-Titelverteidiger. Niemand weiß, ob Hirscher heute bei 55 Siegen stehen würde, wäre der US-Amerikaner die vergangenen beiden Winter im Weltcup immer im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen.
"Vor meiner Serie von Verletzungen waren wir definitiv Rivalen, wir haben uns für ein paar Jahre im Riesentorlauf immer abgewechselt. Hoffentlich werden wir nach den Olympischen Spielen wieder als Rivalen gesehen", erklärte Ligety, dessen größte Hoffnung in Südkorea klarerweise seine Paradedisziplin ist. "Aber im Moment ist es wirklich, wirklich schwierig, Marcel zu schlagen, sofern er sich nicht selbst schlägt."
Für den Österreicher ist der Aufwärtstrend bei Ligety jedenfalls alles andere als eine Überraschung. "Das klingt jetzt schlau, aber ich habe das immer schon gesagt. In Alta Badia habe ich schon gesehen, es ist nur eine Frage der Zeit, bis er sich wieder traut und das Selbstvertrauen hat", berichtete Hirscher. "Bei jemandem, der so eine Klasse hat, war das klar, solange er kein Problem mit der Hardware hat."
Ligety startet im Teambewerb unter einer Bedingung
Ligety setzt in Südkorea, wo ihn Ehefrau Mia und Söhnchen Jax anfeuern werden, aber nicht nur auf eine Karte. Auch in der Kombination und im Super-G wird er antreten, absolviert als Vorbereitung dafür gewissenhaft die Abfahrtstrainings in Jeongseon, wo er ebenfalls einen kleinen Vorteil für sich sieht. "Es ist ein technischer Hang, wo es wichtig ist, dass man Kurven fahren kann", betonte er. Mit der Kälte hat er auch kein Problem: "Es ist schönes Skifahren, wenn es kalt ist, man muss nur achtgeben, dass die Schuhe warm bleiben."
Eventuell wird Ligety auch beim Teambewerb zum Abschluss der Olympischen Spiele am 24. Februar mitmischen. Er macht das vom Start seiner Landsfrau Mikaela Shiffrin abhängig. "Ich werde dabei sein, wenn sie das ist", kündigte Ligety an. Die Gesamtweltcup-Siegerin ist nicht nur für ihn der Schlüssel auf dem Weg zu einer Medaille für Team USA.