Es war alles angerichtet im Stade de France für die erste österreichische Medaillen bei den Sommerspielen in Paris. Und die sehbehinderte Steirerin Natalija Eder hat in der mit nahezu 80.000 Fans fast ausverkauften Arena abgeliefert. Inmitten überwältigender Stimmung bei den Leichtathletik-Bewerben schnappte sich die Ennstalerin wie schon in London und Rio die Bronze-Medaille. „Das ist natürlich eine unglaubliche Geschichte. Es ist so knapp hergegangen, am Ende hat mir der liebe Gott geholfen, glaube ich“, strahlte Eder.

Damit sprang sie nach dem bitteren vierten Rang 2021 in Tokyo nämlich wieder aufs Podest. Eders bester Versuch landete bei einer Weite von 37,22 Metern. Die Goldmedaillengewinnerin Yuping Zhao aus China überragte den Bewerb, sie warf mit 47,06 Metern einen neuen Weltrekord. Silber ging an Anna Kulinich-Sorokina (38,10 m) aus Russland. „Ich habe mir nur gedacht: ‚Bitte, lass es nicht so enden wie in Tokyo.‘ Und damit habe ich gezeigt, dass ich immer noch vorne dabei bin und dass auch die Jungen mich noch nicht von ihrem Zettel streichen können“, so Eder grinsend.

Im letzten Wurfdurchgang musste sich Eder noch einmal steigern, denn in ihrem letzten Versuch schob sich die Belarussin Lizaveta Dabravolskaya kurzfristig vor Eder, die dann aber zum Schluss mit ihrem besten Wurf des Bewerbs aber alles klar machte. „Ich weiß nicht, wie das dann noch gelingt, noch einmal einen drauf zu legen. Ein Mischung aus Routine und etwas Glück vielleicht“, sagt die bescheidene 44-Jährige und weist auf schwierige Umstände hin, denen sie trotzte: „Es war unglaublich laut und das ist für Sehbehinderte schwierig. Wir müssen uns stark konzentrieren und dabei ist viel Lärm nicht gut.“

Eder will auch in LA noch dabei sein

Gefeiert darf nun länger werden, auch beim Heimkommen in die Steiermark. Da wird dann auch die Familie dabei sein, die daheim mitfieberte. „Ich brauche sie nicht hier im Stadion, ich weiß hier, was ich und meine Trainerin zu tun haben und freue mich, wenn sie daheim auch mich warten“, sagt Eder, die auch am Liebsten 2028 in LA wieder am Start sein will. „Ich will jetzt auf jeden Fall noch weitermachen, das ist fix. Und so lange die Gesundheit mitspielt, warum auch nicht?“

Aufregung herrschte nach dem Bewerb übrigens noch über einen Formalfehler: Die Silbergewinnerin Kulinich-Sorokina tätigte ihren besten Wurf nämlich, obwohl sie von der Abfolge her gar nicht an der Reihe war, im Nachhinein wurde diskutiert, ob dieser Wurf dadurch ungültig wäre und Eder vielleicht sogar Silber bekommen würde. „Rein sportlich hat die andere Athletin natürlich Platz zwei, aber an die Regeln sollten sich alle halten“, meinte Eders Trainerin Elisabeth Pauer.