Während der Olympischen Spiele in Paris war rund um die beiden Boxerinnen Imane Khelif (ALG) und Lin Yuting (TAW) eine Geschlechterdebatte ausgebrochen. Beide Athletinnen waren vom Box-Weltverband nach einem Geschlechtertest gesperrt worden, durften dennoch bei den Spielen starten und holten jeweils Gold. Am 28. August starten an der Seine die Paralympics – doch bereits jetzt gibt es einen Fall, der wieder für hitzige Diskussionen sorgt.
So wird mit Valentina Petrillo, die früher Fabrizio hieß, erstmals ein Mann an den Start gehen, der sich allerdings als Frau identifiziert. Die sehbehinderte Leichtathletin nimmt in der Klasse T12 über die 200 und 400 Meter teil. 2019 startete die Italienerin mit einer Hormontherapie und bestreitet seit 2020 Wettkämpfe bei den Frauen.
Mangelnde Chancengleichheit
Dies stößt nun auf viel Gegenwind. Zum einen geht es um die grundsätzliche Frage der Chancengleichheit. Zum anderen nahm der zweifache Vater Petrillo der blinden Spanierin Melani Bergés in der Qualifikation die Chance, sich für die Paralympics zu qualifizieren. „Unsere spanische Athletin Melani Bergés hat die Chance verloren, sich für die Paralympics zu qualifizieren. Grund ist die Teilnahme des Mannes Fabrizio ‚Valentina‘ Petrillo, der anstelle von ihr ins Finale einzog. Das ist unfair“, sagt die spanische Anwältin Irene Aguiar.
Bereits 2021 unterzeichneten mehr als 30 Athletinnen eine Petition an den Präsidenten des italienischen Leichtathletikverbandes und die Ministerien für Chancengleichheit im Sport und gegen die Teilnahme Petrillos an Frauen-Wettkämpfen. Vergeblich, Petrillo durfte weiterhin starten und gewann 2023 bei den Para-Weltmeisterschaften zweimal Bronze.
Symbol der Inklusion
Anders sieht es freilich Petrillo, die gegenüber BBC erklärte: „Der historische Wert, die erste Transfrau zu sein, die an den Paralympics teilnimmt, ist ein wichtiges Symbol der Inklusion.“ Gegner argumentieren hingegen, dass die Fairness aufgrund der Inklusion auf der Strecke bleiben würde. Laut Regeln des Internationalen Paralympischen Komitees darf Petrillo in Paris teilnehmen. Anders verhält es sich beim Leichtathletik-Weltverband, der Transgender-Sportler und Sportlerinnen aufgrund mangelnder Fairness ausschließt.