Der Marathon der Frauen ist bei diesen Olympischen Spielen der glanzvolle Abschluss der Leichtathletik-Bewerbe. Mit dabei ist auch eine Österreicherin: Julia Mayer. Sie lief mit einem neuen Rekord von 2:26:43 Stunden, aufgestellt in Valencia, direkt zu den Spielen. Wunder sind aber dennoch keine zu erwarten. Denn obwohl die 31-Jährige den österreichischen Rekord mit dieser Marke um vier Minuten gedrückt hat: In der Nennliste ist sie mit dieser Zeit trotzdem auf Platz 87 zu finden; und damit die Vorletzte. Eine Medaille ist illusorisch. Und doch will Mayer zumindest nicht Vorletzte werden und spielt sogar mit dem Gedanken an eine Überraschung; weil dieser Marathon so besonders ist.
Für das Abenteuer Paris hat Mayer, die erst vor rund vier Jahren professionell in den Laufsport eingestiegen ist, seither rund 40.000 Trainingskilometer in den Beinen. „Das entspricht etwa der Distanz einmal um den Erdball“, erklärte sie. Oder, anders: Einmal um die ganze Welt für den Olympia-Marathon in Paris; und der wird mit Sicherheit ein unglaubliches Erlebnis, wenn auch sicher nicht zum Spaziergang. Trotz der frühen Startzeit werden die Temperaturen wohl bis zum Zieleinlauf auf knapp 29 Grad steigen. Apropos Steigung: Auch knapp 500 Höhenmeter sind zu absolvieren.
Alleine dafür hat Mayer ihr Training umgestellt. „Es ist ein Marathon, von dem niemand weiß was passiert. Das ist irgendwie geil“, meinte die Ex-Fußballerin, die eine Woche vor dem Abflug emotionale Momente verkraften musste. „Ich war dem Aufgeben nahe, weil ich so fertig war, weil wir so hart trainiert haben. Aber dann habe ich mir gedacht: Olympia, das ist das, wo ich hin will. Wenn ich zu viel darüber nachdenke, kommen mir die Tränen. Deshalb will ich endlich den Wettkampf.“
Sie hat mit ihrem Trainer, dem Ramsauer Vincent Vermeulen, viel gearbeitet. Der gebürtige Holländer, Vater von Langlauf-Ass Mika Vermeulen, hat ihr sogar einen neuen Laufstil „antrainiert“, dafür viel Videoanalyse gemacht. Im Training setzt der Chiropraktiker, Ex-Betreuer von Hermann Maier im Olympiastützpunkt Obertauern, auf die Erfahrungen, die er damals gemacht hat; und auch auf die Expertise des damaligen Trainers Heini Bergmüller. Und darauf, dass Julia Mayer lernt, größere Schritte zu laufen. Das soll ihr auch in Paris zugutekommen. „Nach Kilometer 14 kommt schon die erste lange Steigung. Ich werde mich da anfangs zurückhalten, hoffe aber, dass sich ein paar andere schon abschießen“, sagt Mayer, die auch viel bergab trainierte, um auch hier Akzente setzen zu können.
Klar ist: Rekord wird sie am Sonntag keinen laufen können, das lassen die Umstände wohl nicht zu. Aber sie will definitiv noch selbst in den Bereich der besten Europäerinnen, in Zeiten unter 2:23 Stunden, eintauchen. Irgendwann. Und am Sonntag? „Mein Trainer sagt mir immer schon im Vorhinein, was passiert. Und bisher hatte er immer recht. Er meinte, dass ich es hier schon mit den besten Europäerinnen aufnehmen kann. Aber ich werde nach meinem Gefühl laufen, mein Rennen laufen. Man muss mit den Beinen am Boden bleiben, auch wenn der Kopf und die Gedanken im Himmel sind ...“