Wer derzeit in sportlicher Hinsicht Frankreichs Staatsfeind Nummer eins ist, muss man nicht lange diskutieren. Er hört auf den Namen Joel Embiid, ist eine Basketball-Ikone und möchte sich heute (21.30 Uhr) gemeinsam mit seinen Teamkollegen zum Olympiasieger krönen. Für die USA. Gegen Frankreich. Und nicht für Frankreich. Denn das war eigentlich einmal der Plan.

Drehbuchautoren hätten keinen emotionaleren Showdown um Gold aufschreiben können. Das ganze olympische Turnier über wird der 30-Jährige schon vom französischen Publikum ausgebuht. Dass er den Unmut der Fans des Gastgebers im direkten Duell erst recht lautstark und gnadenlos zu hören bekommen wird, weiß Embiid genau.

Und es ist ihm egal. Vielleicht freut er sich sogar drauf: „Sie werden mich ausbuhen, ich werde ihnen Konter geben und sagen, dass sie mich mal können. Das wird Spaß machen!“ Er würde sich gut genug kennen, um zu wissen, dass er die Interaktion nicht scheuen wird: „Und ich werde es genießen.“

Ursprünglich stammt der Center aus Kamerun. Erst mit 16 verließ er Afrika, um in den Vereinigten Staaten seine Basketball-Karriere zu forcieren. Dies gelang dem 2,13-Meter-Riesen ausgezeichnet. 2014 wählten ihn die Philadelphia 76ers an dritter Stelle im Draft. In Pennsylvania reifte er zu einem dominanten NBA-Spieler, 2023 wurde er zum wertvollsten Spieler der Liga gewählt. Sieben Mal wurde er für das All-Star-Team nominiert.

Joel Embiid freut sich über den Finaleinzug
Joel Embiid freut sich über den Finaleinzug © IMAGO

Im September 2022 nahm Embiid die US-Staatsbürgerschaft an. Dort verbrachte er mittlerweile sein halbes Leben. Bei Olympia für die USA auflaufen zu wollen, wäre gerade im Basketball nicht der unverständlichste Wunsch auf Erden. Die Geschichte endet nicht an diesem Punkt, sondern wird durch den Umstand brisant, dass Embiid im Juli 2022 auch den französischen Reisepass bekam. Eine Einbürgerung aus besonderem nationalen Interesse mit Paris 2024 als Hintergrund.

Embiid entschied sich letztlich doch für das US-Team und begründete diese Entscheidung mit seinem Sohn, der dort geboren wurde und für den er Gold erobern möchte. Diesem Traum steht nun nur noch Frankreich im Weg. Ausgerechnet.„Viele Leute wollen wegen der Story und all dem Zeug eine große Sache daraus machen“, sagt Embiid.

Sein Fokus gilt dem Wesentlichen: „Mich interessiert, was es braucht, um Gold zu gewinnen. Es geht nur um USA gegen Frankreich.“ Das französische Publikum sieht dies vermutlich weniger entspannt.