Valentin Bontus hat sich am Freitag vor Marseille zum allerersten Olympiasieger im Kitesurfen gekürt. Der als Außenseiter in das Finale gestartete Niederösterreicher gewann in diesem alle drei Rennen und triumphierte vor dem Slowenen Toni Vodisek und vor Maximilian Maeder aus Singapur. Einen Tag nach dem Olympiasieg der 470er-Segler Lara Vadlau/Lukas Mähr darf sich das ÖOC-Team über die zweite Goldmedaille in Frankreich freuen.

Insgesamt war es die vierte Medaille für Österreich bei diesen Sommerspielen. Judoka Michaela Polleres sowie der Kletterer Jakob Schubert eroberten jeweils Bronze. Damit sind es die bisher sechsterfolgreichsten Sommerspiele Österreichs in der Geschichte. Mehr als zwei Goldmedaillen gab es nur 1936 (4).

„Ich habe keine Worte, ich bin überwältigt. Bei Olympischen Spielen kann alles passieren. Ich bin unglaublich froh, ganz oben zu stehen“, sagte Bontus im ersten Interview auf ORF, ehe er zur Siegerehrung am Strand schritt. Danach folgten weitere Medientermine und die Feierlichkeiten, auch mit den ebenfalls vergoldeten Vadlau und Mähr. „Heute wird noch das ein oder andere Bier gezwitschert.“

Nach dem Finaleinzug und dem ersten Rennsieg am Donnerstag war Bontus auch am Freitag nicht zu stoppen. Der Niederösterreicher holte im zweiten Rennen den zweiten „Win“ und erarbeitete sich damit einen Showdown gegen Vodisek, der als Grunddurchgangssieger mit zwei „Wins“ Vorsprung ins Finale gestartet war. Der Slowene stürzte in der Entscheidung, Bontus gewann erneut und krönte sich zum Olympiasieger. „Die Strategie, im Semifinale volles Risiko zu gehen, hat sich rentiert. Das hab ich dann bis zum Ende durchgezogen“ erklärte der 23-Jährige.

Für Österreichs Segelverband war es die fünfte Goldmedaille in der Geschichte. Zwei davon holte Roman Hagara im Tornado (gemeinsam mit Hans-Peter Steinacher), der als Leiter der Technologieabteilung im OeSV mit dabei und den Erfolg von Bontus vorausgesagt hatte. „Der Roman hat das gestern schon angekündigt. Da konnte ich ihm jetzt nicht in den Rücken fallen“, mente Bontus.

Der Bewerb vor Marseille wurde diese Woche aufgrund des Windes zur Geduldsprobe für die Kitesurfer. „Da gibt es keine Tricks, es ist ein super Team hinter mir vom Segelverband und dem Olympischen Komitee. Mein Trainer spricht mir immer gut zu, wir haben recht viel Spaß am Wasser. Ich glaube, das ist der Vorteil, den ich den anderen gegenüber habe, dass ich wirklich Spaß an dem Ganzen habe“, sagte Bontus. „Wenn ich Vierter geworden wäre … So what? Mein Leben geht weiter.“

Insgesamt wäre er aber gern mehr Rennen gefahren, in der Eröffnungsserie waren es nur sieben. „Normalerweise haben wir fünf Tage und fahren bis zu zwanzig Rennen. Hier sind wir nur sieben gefahren. Das ist eine bissl mau.“ Aber es seien, egal ob nach zwanzig oder nach sieben Rennen, meist die gleichen Leute obenauf. Beim Training vor Marseille habe es oft gute Situationen mit dem Wind gegeben. „Wir sind immer gut rausgekommen. Kurioserweise sagen alle, die Spiele sind anders, so war es dann wirklich.“

Bontus wurde in Marseille von einer großen und vor allem lautstarken Fangemeinschaft aus Familie und Freunden angefeuert. Auch aus Garmisch-Partenkirchen. „Meine Freundin Martina ist aus Garmisch, wir sind dort zusammengezogen. Es sind recht viele Leute hier.“ Die Eltern hatten ein Haus mit Blick auf die Bucht und den Rennkurs gemietet.