Auf dem Wasser rätselten Lara Vadlau und Lukas Mähr noch, ob es nun wirklich zu Gold gereicht hat. An Land starteten da schon die Freudentänze des Teams. Und als das siegreiche Duo dann „Furiosa“, das Boot, zurück in die Marina segelte, wartete schon die gesamte Abordnung mit Fahnen, um zu jubeln. „Es ist ein Puzzle mit vielen Teilen, das den Ausschlag gibt“, sollte Lara Vadlau dann sagen. Ein Puzzle, an dem viele mitarbeiteten; begonnen vom Segelverband, der schon lange eine eiserne Strategie fährt: Unterstützt werden Bootsklassen, die Erfolg versprechen, dafür aber gut. Man investiert in die Spitze, ohne die Breite zu vergessen. Umso wichtiger sind die Währung, die es braucht, um diesen Weg zu finanzieren: Erfolge.

Bis zur Goldenen war es aber ein zittriger Weg. „Es war klar, dass das Medal Race spannend wird. Es war klar, dass bei dem wenigen Wind viel Blödsinn passieren kann. Aber sie sind ruhig geblieben und haben gemacht, was notwendig ist“, meinte Matthias Schmid, Sportdirektor des Verbandes und lange Zeit selbst „ein 470er“. Umso größer war auch seine Freude über Gold: „Ich bin dieses Boot selbst 16 Jahre gesegelt, kenne Luki und begleite ihn, seitdem er 17 ist. Natürlich fühle ich mich dieser Klasse noch näher als der einen oder anderen. Und spätestens, wenn ich nach Hause komme, wird mir auch ein Stein vom Herzen fallen“, seufzte er und suchte schon Valentin Bontus, dessen Finalauftritt noch ausstand: „Ich bin noch im Race Modus.“

Auch der Sportdirektor des ÖOC hat eine große Vergangenheit auf dem Wasser, war 2000 in Sydney Olympiasieger im Windsurfen. Und Christoph Sieber hat Lara Vadlau selbst in der Jugend einige Jahre trainiert. „Ich bin fertig, das war fast unerträglich. Die Spanier haben ihnen zugesetzt, zwischendurch war die Medaille schon weg“, sagte er. Aber sich bei diesem Leichtwind wieder so zurückzukämpfen, das war eine beeindruckende Leistung.“ Und er hatte auch aus einem anderen Grund besondere emotionale Verbundenheit: „Ich war in Sydney in der letzten Wettfahrt zu Gold auch Siebenter, auch ich habe mich damals zurückgekämpft. Insofern weiß ich, was war.“ Wie wichtig diese Goldene auch für ihn und das ÖOC war? „Unermesslich wichtig.“ Man habe gesehen, dass Österreich, wenn Nuancen stimmen, so viele Medaillen machen kann wie in Tokio. Und wenn es nicht passt, eben so wie hier bisher nur eine. „Aber wir sind im Wahrscheinlichkeitsbereich unserer Medaillen.“ Viel wichtiger aber: „ Eine Goldene ist eine absolute Erleichterung, das kann etwas bewirken. Und es zeigt, dass wir in Weltsportarten absolut top sein können.“ So wie der Segelverband mit seiner Arbeit „Leuchtturm und Vorbild“ für andere sein sollte.

Mit in Marseille war auch ÖOC-Präsident Karl Stoss, den – als Vorarlberger – natürlich besonders freute, dass Lukas Mähr für die erst zweite Olympia-Goldene für Vorarlberg. Nur der Schütze Hubert Hammerer hatte 1960 schon für eine Goldene gesorgt. „Aber ich bin Präsident des österreichischen Komitees. Insofern freue ich mich mit allen gleich“, schmunzelte Stoss. „Wir haben als ÖOC große Freude, gerade nach den herben Enttäuschungen, die wir gesehen haben. Es gibt 5, 6., 7. und 10.  Plätze, die auch hervorragend sind in der Weltspitze. Aber was zählt, sind am Ende die Medaillen. Und diese gibt wieder einen nächsten Schub für die Schlussphase. Schauen wir, was noch herauskommt.“

Am Rane lächelte auch Roman Hagara. Der Doppel-Olympiasieger weiß genau, wie Medaillen gemacht werden. „Dass wir als kleines Land wie Österreich das erreichen, ist eine tolle Geschichte. Über die Jahre haben wir das Niveau etabliert. Auch wenn die Ergebnisse schwanken, die Verbandsarbeit ist super und immer professioneller geworden.“ Und: „Ich hab nach dem Start und dem Spanier, der auf Match Race geschalten hat, schon gedacht dass es schwierig wird. Aber dann hat man gesehen, wie stark sie drauf sind, daran ist der Spanier zerbrochen. Er wollte sie mit der Taktik in Bedrängnis bringen und hat sich schließlich selbst aus den Medaillenrängen geschossen.“ Was er als größte Stärke des Teams sieht: „Lauras Willensstärke und die mentale Stärke. Und Luki ist dazu der perfekte Athlet, er ist für das Material zuständig, dazu kommt dann Laura mit ihrem Gefühl.“

Was dann noch dazu kommt: Von Meteorologin Elena Cristofori (Vadlau: „Sie ist die beste der Welt“) über Koch Hakan bis hin zu allen Betreuern. Viele kleine Teilchen, die Vadlau und Mähr richtig zusammensetzen. Und die letztlich das perfekte Bild ergaben.