Es ist gar nicht so leicht, ein Gespräch mit Eirini Marina und Anna Maria Alexandri zu führen. Denn selbst, wenn die dritte Drillingsschwester Vasiliki fehlt, dann ist der Übergang fließend. Soll heißen: Mitunter beginnt die eine einen Satz, den die andere beendet, dann teilen sie sich die Antwort auf andere Art und Weise schwesterlich auf. Sogar das Winken zu Beginn der Gesprächsrunde erfolgt dafür synchron. Irgendwie logisch, wenn man das ganze Leben darauf abstimmt, zumindest im Wasser alles möglichst präzise, genau und eben synchron zu erledigen. Und das haben die beiden. „Wir haben uns das ganze Jahr über Gedanken über unsere Choreographie gemacht. Wir hatten keine Freizeit“, sagt Anna-Maria. Und Eirini fügt sofort hinzu: „Wir haben mindestens sechs Stunden pro Tag daran gearbeitet. Am künstlerischen Ausdruck. Wir haben das Feedback der Kampfrichter vernommen, daran haben wir gearbeitet. Es geht darum, die richtige Balance zwischen Schwierigkeit und künstlerischem Ausdruck zu finden.“
Die beiden haben gelernt, dass es eben nicht nur darum geht, die Kür mit Schwierigkeiten vollzupropfen. Zumal „es oft nur darum geht, wie viele Schrauben man macht, aber das können in der Weltspitze alle“, sagt Anna-Maria. Und beeilt sich dann, festzustellen: „Das heißt aber nicht, dass es leicht ist.“ Denn leicht sei ihre Sportart so ganz und gar nicht. Dafür waren die Schwestern zuletzt zweimal je eine Woche auf Trainingslager in der Türkei, dazwischen wieder in Wien. Es ging um Arbeit an der Ausdauer – und am Ausdruck. „Je länger man unter Wasser bleibt, desto schwieriger“, erklären beide unisono. Sieben Unterwasserfiguren haben die beiden im Programm, die Abfolge rattern sie sicher und schnell herunter. „26 Sekunden unter Wasser, dann drei Sekunden oben, dann 18 Sekunden unter Wasser, dann sechs oben, dann 20 Sekunden und so weiter.“
Die Schwierigkeit? „Nach der sechsten, siebenten Figur bist du fast tot. Aber dann gilt es, die Konzentration und die Koordination zu bewahren“, sagt Anna-Maria. Und Eirini hilft nach: „Normalerweise hast du die Phasen ober Wasser, um dich zu erholen. Aber das dürfen wir nicht, denn wir sollen da am Ausdruck arbeiten.“ Dann kommt die Krise, die Sekunden, „in denen du deine Arme und Beine schon nicht mehr spürst“, sagt Eirini. Doch es heißt: Haltung bewahren, lächeln, weiterschwimmen. Bis zu drei Minuten könnten sie unter Wasser bleiben, ohne Anstrengung. Mit derselben wird auch eine Zwei-Minuten-Kür mit Überwasserphasen zur großen Herausforderung.
Die in Griechenland geborenen Schwestern haben alles dem Sport untergeordnet. „Wir haben viel geopfert. Jetzt ist die Zeit, zu zeigen, woran wir gearbeitet haben. Es ist eine Ehre für uns, dass wir das für Österreich machen dürfen“, sagt Anna-Maria. Sie wissen, dass sie vom Niveau her „vielleicht mit China“ auf einer Stufe stehen und damit über allen anderen, eventuell Kanada könne noch mit. Sie wissen aber auch, dass gerade im Synchronschwimmen viel von den Kampfrichtern abhängt. Und die können wankelmütig sein. „Es gibt oft Proteste und Gegenproteste.“ Sie wissen auch, dass die Konkurrenz für Olympia noch einmal nachlegen wird, auch sie haben das in ihrer Kür, die zu den Klängen von „We Will Rock You“ startet und dann einen Condor einfließen lässt. Mehr verraten sie nicht. „Wir schauen uns auch nicht an, welche Schwierigkeitsgrade die anderen haben werden, das haben wir uns versprochen, wir googeln auch nicht“, schmunzelt Eirini.
Es geht darum, die eigene Leistung zu bringen, zu bestätigen, woran das Trio mit Vasiliki so lange gearbeitet hat. Zu zeigen, dass der WM-Titel keine einmalige Gala war. Was aber, wenn es nicht klappt? „Wenn es keine Medaille wird, geht die Welt auch nicht unter“, sagt Eirini; die EM haben die Schwestern ja schon wegen Krankheit verpasst. „Aber eines wissen wir sicher“, grätscht Anna Maria dazwischen: „Nach Olympia geht es endlich einmal auf Urlaub!“ Auch das gemeinsam und synchron.