Es ist ein Geduldsspiel. Der Wind im olympischen Segelrevier vor Marseille spielt nicht immer mit, die Segler warten oft lange, bis sie aufs Wasser gelassen werden. Lara Vadlau und Lukas Mähr scheint das nicht viel auszumachen. Auch in den beiden Wettfahrten, die gesegelt werden konnten, hielten sie ihre Nerven im Zaum und das Feld unter Kontrolle, segelten auf die Plätze fünf und zwei. Und das heißt: Sie gehen heute als Führende ins abschließende Medal Race, in dem es um doppelte Punkte geht. Ein vierter Platz aber würde gar für Gold reichen, eine Medaille ist jedenfalls möglich. Doch eines wollen Vadlau/Mähr nicht: Auf die Ergebnistafel schauen und rechnen. „Uns sagt eh jeder, wie es steht“, sagt die Kärntnerin Vadlau, „und was wir wissen, ist: Im Medal Race fällt die Entscheidung. Wir müssen smart segeln. Wer in diesem Rennen der Beste ist, gewinnt.“
Sieben Punkte beträgt der Vorsprung auf die Spanier Jordi Xammar/Nora Brugman, die Japaner Keiju Okada/Miho Yoshioka liegen schon elf Zähler zurück. Und doch bremst Vadlau die Erwartungen: „Wir haben keine. Aber klar wollen wir eine Medaille, aber da hängt alles vom Mittwoch ab.“ Wobei: Noch ist fraglich, ob am Mittwoch gesegelt werden kann, denn auch da könnte Flaute herrschen. Denkbar ist eine Verschiebung auf Donnerstag – auch am Freitag könnte noch gesegelt werden. Vadlau und ihrem Vorarlberger Vorschoter ist es egal. „Wir haben sehr hart daran gearbeitet, um auch bei Leichtwind vorne dabei sein zu können. An den Manövern, am Speed“, sagt die Medizinerin, die auch für die Zeit bis zum Rennen eine klare Taktik hat: „Wir holen uns ein gutes Essen bei unserem Koch, dann geht es zum Physio und zu den Besprechungen.“
Alles offen
Diese Besprechungen sind ein Schlüssel des Erfolgs, wie Mähr erklärt. Denn Doppel-Olympiasieger Roman Hagara spielt eine wesentliche Rolle: „Unser Trainer macht die große Taktik, das hat super funktioniert. Wir vertrauen ihm zu 100 Prozent, er hat die Erfahrung von Olympiasiegen. Und wir schauen dann, dass wir Boot für Boot überholen.“ Vadlau war erleichtert, dass das Duo den Tag mit Platz fünf und zwei so gut überstand: „Es war extrem zäh, weil der Wind einfach so leicht war – an so einem Tag hätte alles passieren können.“ Und fürs Medal Race sei eben alles offen: „Sämtliche Rechenspiele blende ich aus: du drehst dich einmal falsch um, und schon sind zehn Boote vor dir. Der Vorsprung ist nett, aber es wird richtig zu Sache gehen. Die Nerven werden bei vielen blank liegen.“
Auch Kite-Surfer Valentin Bontus liegt nach zwei weiteren Wettfahrten nach wie vor auf Rang drei und damit auf einem Medaillenrang. Für die Kiter sind aber für Donnerstag gleich fünf Wettfahrten angesetzt, ehe es am Donnerstag um die Medaillen gehen soll.