Der Parcours im Schlosspark von Versailles war lange, er war schwer. Max Kühner und „Elektric Blue“ haben diese Herausforderung nahezu makellos gemeistert: Erst auf dem allerletzten Oxer unterlief dem Duo ein Abwurf – ein kleiner Fehler, der die Grenze zwischen Freud und Leid aufgezeigt hat: So stand Platz sieben im Springreit-Einzel statt des Stechens zu Buche, in dem der für Österreich startende Deutsche um eine Medaille geritten wäre. So holte sich Christian Kukuk (GER) auf „Checker 47“ Gold vor Steve Guerdat (SUI) und Maikel van der Vleuten (NED).
Schwer, aber nicht unfair sei der Parcours gewesen, sagte Kühner. Die Hindernisse waren versehen mit zahlreichen optischen Anspielungen, geritten wurde sozusagen zwischen Eiffelturm und Metro-Station. Die so verhängnisvolle letzte Hürde war passenderweise ein Verweis auf die kommenden Spiele in Los Angeles. „Wir haben die ersten Sprünge gemacht, das hat sich super angefühlt. Eigentlich wurde Blue mit jedem Tag hier immer ein bisschen besser, noch lockerer, noch selbstverständlicher. Teilweise war es sogar fast ein bisschen zu gut, weil er sich so sehr Mühe gegeben hat. Aber das hat sich dann wieder gut eingespielt“, meinte Kühner. Vor dem letzten Oxer wollte er noch mal Spannung aufbauen – doch die letzte Luft, „die war dann raus“. Es gibt aber nichts, was er hätte besser machen können, meinte er: „Manchmal geht es sich aus, manchmal geht es sich nicht aus.“
Die olympische Reise ist noch nicht zu Ende
Die erhoffte Medaille im Springreiten blieb damit aus, das bis dato letzte olympische Edelmetall bleibt weiterhin Team-Silber im Jahr 1992. Im Einzel gab es noch nie eine rot-weiß-rote Medaille – Kühner war in Paris knapp an ihr dran. Die olympische Reise sieht Kühner aber noch nicht als beendet an: „Ich bin so lange zufrieden, solange ich das Gefühl habe, dass wir immer besser werden, dass ich die Pferde und den Sport immer besser verstehe. Eigentlich finde ich, dass wir da auf einem guten Weg sind. Und ich hoffe, dass wir in vier Jahren vielleicht noch besser zurückkommen.“
Das Team mit Kühner, Katharina Rhomberg und Gerfried Puck, das bei der EM in Rom 2023 Bronze gewonnen hatte und die erste rot-weiß-rote Spring-Equipe bei den Spielen seit 1996 war, hatte die Qualifikation für das Finale verpasst. Damit es auch 2028 in Los Angeles mitreiten darf, appelliert Kühner an die Sportkultur: „Es ist halt immer wichtig, dass jedes einzelne Teammitglied weiterhin bereit ist, sich selbstkritisch zu hinterfragen und diesen ständigen Wunsch hat, etwas zu verbessern. Nicht auf die anderen schauen, sondern einfach auf sich selbst konzentrieren und versuchen, sich stetig zu verbessern, um dann irgendwann ganz vorne zu stehen! Das ist eine ganz wichtige Einstellung, ein Mindset, der eben entstehen muss in einer Sportkultur!“