Turn-Superstar Simone Biles ist am Montag bei den Olympischen Spielen in Paris ihrer Favoritenrolle nicht gerecht geworden. Im Bodenfinale gewann die US-Amerikanerin „nur“ Silber, zuvor hatte sie auf dem Schwebebalken nach einem unfreiwilligen Abgang lediglich Rang fünf erreicht. Damit muss Biles weiter auf ihre achte Olympia-Goldmedaille warten. Dennoch wurde die 27-Jährige für ihren spektakulären Auftritt von den Fans in der voll besetzten Arena Bercy bejubelt.
Biles leistete sich am Boden mit zwei Übertritten zu viele Fehler und erhielt von den Kampfrichtern trotz der mit Abstand schwierigsten Übung aller Teilnehmerinnen 14,133 Punkte - 0,033 weniger als die Brasilianerin Rebeca Andrade, die sich nach Mehrkampf-Silber und Silber im Sprung jeweils hinter Biles sowie Bronze mit dem Team ihre vierte Paris-Medaille und ihr insgesamt zweites Olympia-Gold holte. Am Schwebebalken hatte Biles nur 13,100 Zähler erhalten, Gold ging an die Italienerin Alice D‘Amato.
„Es waren natürlich nicht meine besten Leistungen“, gestand Biles. Über die Maßen enttäuscht war sie aber keineswegs. Dabei dürfte Olympia 2021 in Tokio eine Rolle gespielt haben, als die Ausnahmeturnerin das Teamfinale nach einem missglückten Sprung abgebrochen hatte und nur noch am Schwebebalken (Bronze) angetreten war. Biles begründete dies damals mit mentalen Problemen. Zu diesem Zeitpunkt habe sie nicht erwarten können, noch einmal bei Olympischen Spielen dabei sein zu können, schilderte sie nun.
Erst 2023 kehrte Biles auf die Wettkampfbühne zurück. Daher sei sie auch nicht enttäuscht über die vier Medaillen, mit denen sie aus Paris nach Hause fahre - sondern vielmehr stolz. „Überhaupt habe ich mehr erreicht, als ich mir in meinen kühnsten Träumen hätte vorstellen können“, sagte die dritterfolgreichste Olympia-Turnerin der Geschichte. In Frankreich hatte sie trotz Wadenproblemen mit dem US-Team, im Mehrkampf und im Sprung triumphiert. Ihre Olympia-Gesamtbilanz verbesserte sie auf siebenmal Gold sowie je zweimal Silber und Bronze.
Mit 27 Jahren ist Biles zudem die älteste Olympiasiegerin im Frauenturnen seit 1952. Und auch eine Teilnahme an den nächsten Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles hat die nur 1,42 m große Athletin nicht ausgeschlossen.