Novak Djokovic sank auf die Knie, minutenlang blieb er auf dem roten Sand von Roland Garros, ehe er die Finger zum Himmel wandte und Gott dankte, wie er später sagte: „Ich habe dem Allmächtigen gedankt, dass er mich das hat erleben lassen“, sagte er. „Es“, das Gold im Olympischen Tennisturnier, in 2:50 Stunden errungen durch 7:6, 7:6-Finalsieg über den Spanier Carlos Alcaraz, sei nicht mehr und nicht weniger als „der größte Erfolg meiner Karriere“.

Djokovic liebte es immer für sein Land zu spielen, Serbien zu vertreten. Und auch zwölf Jahre nach London sagt er, dass „der Moment, in dem ich für mein Land die Ehre hatte, als Fahnenträger die Fahne ins Stadion zu tragen, der beste Moment meines Lebens gewesen ist“. Vergangenheit. Bei weitem übertrumpft von dem Moment, in dem Novak Djokovic Alcaraz passierte, den ersten Matchball verwertete. „Das, was dann passierte, übertraf alle meine Erwartungen, alles, was ich mir ausgemalt, erhofft hatte.“ Und er bekräftigte: „Wenn ich alles in Betracht ziehe, was ich erlebt habe und was passiert ist, kann ich sagen: Das ist der größte Erfolg meiner Karriere.“

Er habe immer gerne für sein Land gespielt, die Flagge am Trikot sei Motivation, die größte, die es für ihn geben kann. Und ihm war klar, dass Olympia die letzte große Hürde seines Lebens war. Eine, an der er immer gescheitert war. „Ich habe das erste Mal Bronze gemacht, dann bin ich immer im Halbfinale gescheitert, habe das Spiel um Bronze verloren“, seufzte er. „Aber ich wusste: Ich werde einmal Olympia gewinnen. Auch, wenn mir klar war, dass die Zeit mit 37 knapp wird.“ In einem Jahr vor allem, in dem er bis Mitte des Jahres noch keinen Titel gewonnen hatte („Das bin ich nicht gewöhnt“). Einem Jahr, in dem er sich in Paris am Meniskus verletzte, wenige Wochen nach der Operation in Wimbledon dabei warm ins Finale kam. „Das war wichtig, weil ich dort Vertrauen in mein Spiel und meine Bewegung aufgebaut habe.“

Ein Wimbledon, das mit einer Enttäuschung endete: „Carlos Alcaraz hat mich im Finale dominiert, aber das hatte auch sein Gutes: Ich wusste heute vor dem Spiel: Schlimmer kann es nicht mehr werden.“ Er wusste aber auch, dass er selbst bereit war, „ein anderer Spieler als noch in Wimbledon“. Djokovic hatte sich für Olympia scharf gestellt, „schon ab dem ersten Spiel habe ich gespürt: Das ist meine Chance. Wenn es passiert, dann jetzt und hier.“ Und beide Spieler schaukelten einander hoch: „Ich kann mich nicht erinnern, je fast drei Stunden für zwei Sätze gespielt zu haben“, sagte Djokovic. Und natürlich hatte er Zweifel, „die gibt es immer“. Aber: „Mein Glaube und meine Überzeugung waren bisher immer stärker als die Zweifel. Das war auch heute so.“

Novak Djokovic will auch 2028 noch dabei sein

Und Djokovic erinnerte sich im Moment des Sieges an seinen ersten Turniersieg in den Niederlanden. „Das war eines der ersten Turniere, bei dem meine heutige Frau dabei war. Für den Sieg gab es damals einen iPod. Nicht ganz dasselbe wie eine Goldmedaille, aber es bleibt ebenso in Erinnerung. Irgendwie schließt sich ein Kreis.“ Doch keine Sorge: Ans Aufhören denkt der Mann auch mit 37 noch lange nicht. „Dieser Sport hat mir so viel gegeben, ich will dem Sport etwas zurückgeben. Und ich kann euch sagen: Meine Hingabe und die Opfer die ich bringe, wenn keiner zuschaut, sind nach wie vor enorm. Ich arbeite zumindest gleich hart oder sogar härter als die Jungen.“

Präsident von Serbien, das Land, das er so liebt? Keine Option. „Ich fühle mich wohl da, wo ich bin.“ Was sehr wohl eine ist: „Wäre ich hier nicht Olympiasieger geworden, hätte ich es mit 41 in Los Angeles probiert. Aber das will ich so auch. Ich will in Los Angeles spielen, weil ich es liebe, für mein Land anzutreten. Aber jetzt würde ich gerne einmal diesen Erfolg feiern.“

Carlos Alcaraz: „Habe mein Land im Stich gelassen“

Und Carlos Alcaraz? Die Tränen nach dem Finale trockneten schnell. „Aber im Moment hatte ich das Gefühl, mein Land im Stich gelassen zu haben. Mein Land, das ich so gerne stolz gemacht hätte.“ Natürlich wollte er Gold nach Hause bringen, letztlich war es Silber. „Und ich denke, mein Land kann trotzdem stolz auf mich sein.“ Er werde aus der Niederlage lernen, versprach er: „Das habe ich auch 2023 gesagt, als ich hier gegen Novak verloren habe. Und das tue ich auch jetzt: Ich werde lernen und als besserer Spieler zurückkommen.“