Valentin Bontus wirkt recht gemütlich. An Land ist er gechillt, wie man das nennt. Doch sobald es aufs Wasser geht, kann es dem Wiener nicht schnell genug gehen. Der Kitesurfer greift wie Alina Kornelli am Sonntag in der „Formula Kite“ erstmals ein. Und diese Segelklasse mag durchaus auch einen Blick auf die Zukunft des olympischen Segelns geben, die Anleihe an der Formel 1 mag durchaus gewollt sein. Denn beim Kitesurfen geht es rasant zu. Die Rennen sind spannend.

Und, wie Bontus betont, kurzweilig: „Es wird jedenfalls die spannendste Segelklasse, die es gibt. Nach zwölf Minuten ist alles vorbei, alles ist schnell, intensiv.“ Und auch Alina Kornelli ist sich sicher: „Unser Sport passt sehr gut zu Olympia, weil es um Geschwindigkeit geht, weil wir keine Judges brauchen. Es gibt ein Start und ein Ziel, man kennt sich aus.“

Bontus hat dieses Jahr schon die WM-Bronzemedaille gewonnen, deswegen ist er auch vor den Spielen tiefenentspannt. „Ich habe diese Saison bisher schon zehn von zehn Punkten, alles, was jetzt noch kommt, wäre nur die Kirsche obendrauf“, sagt der 23-Jährige. Und grenzt sich auch ein wenig ab, denn: Der Favorit sei er nicht, diese Last liegt auf anderen Schultern. „Aber ich bin knapp dran und damit in der Rolle des Jägers. Und das ist eine Rolle, die jeder gerne hat, weil man nicht den Druck hat, abliefern zu müssen.“

Jagen trifft es auf den Kites ohnehin sehr gut; man jagt Höchstgeschwindigkeit. Die Vorbereitungen erinnern beinahe an das Abstimmen in der Formel 1, bis hin zur Verwendung des richtigen Schleifpapiers und Wachses für die Foils, damit man möglichst wenig Widerstand im Wasser hat. Der Rest? „Es ist wirklich fast wie Fliegen am Wasser, das gibt einem das Gefühl der Freiheit. Man schwebt nahezu, das ist unbeschreiblich. Jeder wird das lieben“, sagt der Perchtoldsdorfer Bontus, der gesteht: „Ich bin wohl adrenalinsüchtig, ich würde auch gerne Paragleiten. Die Schirme sind sogar sehr ähnlich. Ich gehe oft mit meiner Freundin auf den Berg, das Fliegen würde mich reizen, aber noch hat es sich nicht ergeben, dass ich den Schein machen kann.“

Kornelli und Bontus sind seit Tagen in Marseille, ins olympische Revier durften sie erst einmal. „Alles ist derzeit von den Seglern besetzt. Aber das ist egal, wir waren in Hyères trainieren“, sagt Bontus und zuckt mit den Schultern. Noch ist er also ruhig, das soll sich dann auf dem Wasser ändern.

Ebenfalls am Sonntag greift dann auch Tanja Frank mit Lukas Haberl im Nacra 17 ein.