In einer Hinsicht kann Sepp Straka seine österreichischen Wurzeln einfach nicht verbergen. „Ich war, bevor wir nach Paris gekommen sind, eine Woche in Wien. Da sind sich schon ein paar Schnitzel ausgegangen“, sagt der 31-Jährige. Und nicht nur das: Frau Paige und Sohn Leo, erst im September 2023 auf die Welt gekommen, sahen so auch wieder einmal die Heimat des Herrn Papa, der die Pause selbst bitter nötig hatte. „Ich habe nach den British Open gemerkt, dass ich sehr viel gespielt habe. Diese paar Tage waren wichtig, jetzt bin ich ausgeruht.“ Ausgeruht, um einen Angriff auf die Top drei bei Olympia zu unternehmen. In Tokio vor drei Jahren spielte er in Runde eins „eine der besten Runden meines Lebens“, letztlich verpasste er das Play-off um Bronze nur um einen Schlag und wurde Zehnter.

Allerdings sind die Gegner im Golfclub „Le National“ nicht von schlechten Eltern, kaum einer aus den Top zehn der Welt ist nicht da, der Weltranglistenerste Scottie Scheffler reiste ebenso mit Familie an wie Olympia-Titelverteidiger Xander Schauffele, der in diesem Jahr auch zwei Majors gewonnen hat. Die US-Armada, die neben diesem Duo auch noch Collin Morikawa und Wyndham Clarke aufgeboten hat, sieht sich natürlich der europäischen Elite rund um Rory McIlroy, Shane Lowry, Matt Fitzpatrick, Tommy Fleetwood und Jungstar Ludvig Aberg gefordert. Und auch Straka zählt zu den Tipps.

Denn das Spiel des Wieners scheint auf den Platz zugeschnitten. „Man muss hier vom Abschlag sehr genau sein, die Fairways sind sehr eng. Und die Genauigkeit ist eine meiner Stärken, die Länge wäre es nicht so sehr. Dazu ist mein Eisenspiel sehr gut, auch das sollte mir hier entgegenkommen“, sagt Straka, der den Platz aber vor Olympia noch nie gespielt hat. „Zugeschaut habe ich aber immer, ob bei den French Open oder natürlich beim Ryder Cup“, sagt Straka.

Ihm soll auch sein Caddy Dwayne Bock wieder wertvolle Tipps geben, der sich schon beim Ryder Cup ganz europäisch gefühlt hat, diesmal soll er sich gar österreichisch geben. Das eine oder andere Schnitzel im Österreich-Haus sollte helfen. In einer Hinsicht aber ist Straka wohl in Frankreich nicht versorgt: Der Absolvent der University of Georgia ist ein echter „Cola light Man“. „Hier gibt es aber lustigerweise eher Coke Zero, das mag ich nicht so. Aber im Notfall trinke ich es auch“, sagt er lachend. Für Abwechslung sorgen neben Ehefrau und Sohn Leo auch die Eltern Peter und Mary, die ebenfalls mit dabei sind.

Apropos Leo: Eine Frage ist noch offen: Straka spielt, obwohl er auch für die USA antreten könnte, für Österreich. Sohn Leo ist in den USA geboren. Was, wenn er auch Golfer würde? „Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht, ob er dann auch für Österreich spielen sollte. Sagen wir so: Ich würde mich freuen, wenn Leo mit mir überhaupt Golf spielt. Alles anderere wird sich dann weisen.“ Auch wie Straka diesmal abschneiden wird. Eines ist klar: Olympia und das ganz besondere Flair macht auch ihn nervös: „Ich schaue immer nur ruhig aus, in mir geht es aber rund. Und ich kann mich erinnern, dass ich in Tokio vor dem ersten Abschlag auch gezittert habe. Und auf der letzten Runde habe ich die Nerven dann ohnehin wie bei einem Major im Kampf um den Sieg gespürt.“

Los geht es für ihn heute um 9.55Uhr, im Flight mit dem Australier Jason Day und dem Koreaner Tom Kim.