Ein Jahr nach dem Wirbel um einen verweigerten Handschlag und ihr vermeintliches Olympia-Aus hat Fechterin Olga Charlan mit Bronze im Säbel-Bewerb die erste Medaille für die Ukraine bei den Sommerspielen in Paris gewonnen. Im Vorjahr war die 33-jährige Charlan zunächst von der WM in Mailand ausgeschlossen worden, weil sie der Russin Anna Smirnowa nicht wie damals vorgeschrieben die Hand reichen wollte. Ihre Medaille widmet sie nun „der ganzen Ukraine“.

Nach heftigen Debatten und Beratungen mit dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) hob der Fecht-Weltverband, der zunächst auf den Handschlag bestand, die Disqualifikation und eine Sperre auf und ersetzte die Handschlagregel durch eine Grußgeste mit den Waffen.

Fechterin statt Tänzerin

Die zweifache ukrainische Sportlerin des Jahres ist in ihrem Heimatland eine nationale Größe, seit sie 2008 bei den Spielen in Peking Gold mit dem ukrainischen Säbel-Team gewann. Dabei war Fechten nicht der Lebenstraum von Charlan, die eigentlich Tänzerin werden wollte. Doch ihre Eltern konnten den Unterricht nicht finanzieren und so lernte sie im Fechtklub eines Patenonkels die Kunst des Säbelfechtens.

„Jede Medaille ist wie Gold. Es ist mir egal, ob es Bronze ist, es ist Gold“, sagte Charlan nach ihrem Erfolg im Grand Palais. Ihr Edelmetall sei „ein guter Start für alle unsere Athleten, die hier sind, weil es wirklich schwer ist, wenn dein Land im Krieg ist. Die Medaille ist auch für die Sportler, die nicht hierherkommen konnten, weil sie von Russland getötet wurden.“

Charlan kritisierte auch offen Präsident Thomas Bach und das IOC für die Teilnahme russischer Athleten unter neutraler olympischer Flagge und die damit verbundene Inszenierung des IOC als Friedensbotschafter. „Wie soll es hier um Frieden gehen? Wir repräsentieren unser Land und sind stolz darauf. Aber wir sind nur erfolgreich, wenn der Krieg endet.“