Der israelische Außenminister Israel Katz hat seinen französischen Kollegen mit Beginn der Olympischen Spiele vor Terrorattacken gewarnt. Er verwies auf Drohungen gegen die israelischen Athleten und auch gegen Touristen aus Israel „Wir verfügen derzeit über Hinweise auf Bedrohungen durch iranische und andere Terrorgruppen“, schreibt Katz in seinem Brief an den geschäftsführenden Außenminister Frankreichs, Stéphane Séjourné. „Manche wolle dieses fröhliche Ereignis stören.“
Die Pariser Spiele sind zweifellos die am stärksten geschützten in der Geschichte des Sportfestes. Angesichts der Bedrohungslage und des Gaza-Krieges bekommt die Delegation aus Israel eine Sonderbehandlung. Neben israelischen Sicherheitskräften werden die Athleten von einer Eliteeinheit der französischen Gendarmerie geschützt, die auf Terrorakte und Geiselbefreiung spezialisiert ist. Die Männer des GIGN (Groupe d’intervention de la Gendarmerie nationale) sind rund um die Uhr im Einsatz. Bei Ankunft der Athleten wurden Teile des Flughafens Charles-de-Gaulle gesperrt. Während die Sportler im Olympischen Dorf wie in einem Hochsicherheitstrakt untergebracht sind, wird der Name des Hotels der Delegation geheim gehalten. Auch die Erinnerungszeremonie zu den Münchner Attentaten von 1972, die ursprünglich im Pariser Rathaus geplant war, ist aus sicherheitstechnischen Gründen abgesagt worden. Es heißt, die Zeremonie sei in die israelische Botschaft verlegt worden, aber ein Datum wurde nicht genannt.
Am Tag der Eröffnungsfreier sind persönliche Daten der israelischen Sportler auf einem Telegram-Kanal veröffentlicht worden. Dabei handelt es sich unter anderem um Blutanalysen und Passwörter für verschiedene Dienste. Nach einem Hinweis sorgte das französische Innenministerium für die Eröffnung einer Voruntersuchung wegen „verschärfter Morddrohungen“ und bat um die Löschung der geleakten Informationen.
Neben Terrorattacken und Doxing, so nennt man die illegale Veröffentlichung persönlicher Daten, wird eine diffus oder gezielt feindliche Stimmung befürchtet. Frankreich ist im europäischen Vergleich das Land mit dem größten Anteil an Muslimen in der Bevölkerung und die linkspopulistische Partei La France Insoumise (LFI) buhlt gezielt mit Israelkritik, die die Grenze zum Antisemitismus oft überschreitet, um diese Wählerschaft.
Keine Pfiffe bei Eröffnungsfeier
Während der Eröffnungsfeier lag alle Aufmerksamkeit darauf, wie die Athleten Israels empfangen werden. Als ihr Boot unter dem Pont du Carrousel durchfuhr, versicherten sich französische und ausländische Journalisten gegenseitig, dass nichts zu hören war, keine Pfiffe, keine Buh-Rufe. Wenig später, als ein Boot mit einer schwarz-rot-grünen Fahne die Brücke erreichte, sprang eine Zuschauerin auf und jubelte den Athleten zu. Um die Schultern trug sie eine Kufiya, das typische Palästinensertuch. Erst nach einer Weile bemerkte sie, dass die Reihenfolge der Delegationen alphabetisch erfolgte und es sich deshalb nicht um die palästinensische, sondern um die jordanische Delegation gehandelt hatte, deren Flagge der palästinensischen zum Verwechseln ähnlich ist, sie hat einen Stern im roten Dreieck.
Bislang verweigerten zwei Judoka nach dem Kampf mit einem israelischen Athleten den Handschlag. Die „Tribune Juive“ berichtete davon, dass der tadschikische Athlet Nurali Enomali nach dem verweigerten Handschlag den Zeigefinger in den Himmel gestreckt und „Allah ist groß“ gerufen haben soll. Beim folgenden Kampf hat sich Enomali schwer verletzt. „Karma“, twitterte ein Beobachter des Matches.
Ausschreitungen befürchtet
Auch Ausschreitungen unter den Zuschauern werden befürchtet. Beim ersten Spiel der israelischen Fußballmannschaft der Männer gegen Mali im Prinzenpark blieben sie aus. Laut Innenministerium waren etwa 1000 Polizisten und Gendarmen im Einsatz, der geschäftsführende Innenminister Gérald Darmanin war selbst vor Ort. Im Stadion waren allerdings einzelne Palästinenserfahnen zu sehen und während der Nationalhymne gab es Pfiffe.
Das linksextreme Lager Frankreichs hatte sogar den Ausschluss Israels von den Spielen gefordert. Jonathan Arfi, der Präsident des Rates der Jüdischen Intuitionen in Frankreich (CRIF), hat die Äußerungen des linkspopulistischen Abgeordneten Thomas Desportes als „unanständig“ und „unverantwortlich“ bezeichnet. Dieser hatte gesagt, die israelische Delegation sei in Paris nicht willkommen: „Die israelischen Sportler sind bei den Olympischen Spielen nicht erwünscht“, so Desportes im Vorfeld der Spiele. Damit steht er ganz auf Linie seiner Partei LFI. Parteigenosse Aymeric Caron fügte später noch hinzu, dass die „mit dem Blut Unschuldiger aus Gaza besudelte Flagge Israels diesen Sommer nicht über Paris wehen“ dürfe. Der konservative Ex-Abgeordnete Meyer Habib bezeichnete Sätze wie diese als „Brandbombe“.