Martin Espernberger wirkte locker, ja tiefenentspannt. Der 20-jährige Oberösterreicher, der schon bei der WM in Doha mit Bronze über „seine“ 200 Meter Schmetterling überrascht hatte, war soeben „locker“ ins Semifinale der Olympischen Spiele geschwommen. Und seine 1:55,19 Minuten waren „nur“ eine halbe Sekunde über seinem Rekord und knapp sieben Zehntel über dem Landesrekord von Dinko Jukic (1:54,35), den der just bei den Spielen in London 2012 aufgestellt hatte. Dieser Rekord war das große Ziel für das Halbfinale am Abend (20.44 Uhr). Deutet man das fast spitzbübische Lächeln des Oberösterreichers richtig, dann hat er auch noch was im Tank, um nachzulegen.
Als Fünfter ins Halbfinale
„Auf jeden Fall“, sagt er auf die Frage, ob man seine Leistung als „souverän“ einstufen kann. In seinem, dem dritten Vorlauf wurde er mit seiner Zeit Dritter hinter dem ungarischen Weltrekordhalter Kristof Milak (in 1:53,92 Vorlaufschnellster) und dem Schweizer Noe Ponti. Und insgesamt zog er als Fünfter ins Halbfinale ein, war damit sogar noch vor dem neuen Schwimm-Wunderkind Leon Marchand, den die Franzosen in der imposanten Arena von Le Defense zu neuen Rekorden treiben wollen. Aber Espernberger weiß auch, dass die Vorlaufzeit wenig zählt. „Im Halbfinale muss man auf jeden Fall noch viel zulegen. Denn wir haben schon bei den anderen Bewerben gesehen, dass der Vorlauf für viele eher ruhig ist. Aber ich hab noch Potenzial, schauen wir, wie viel noch da ist ...“
Es sei keine Überraschung für ihn gewesen, dass er den Rückstand auf Milak, den er nach 50 Metern hatte, auch am Ende in etwa aufwies. „Ich bin ja einer der Schmäleren im Feld, ich kann nicht so schnell starten Meine ersten 50, 100 Meter sind nicht schnell. Ich muss am Ende aufholen.“ Das tat er auch. Und das wird auch die Taktik im Semifinale sein: „Außer, einer geht es ganz wild an. Dann muss ich mit, weil ich will auch nicht ganz hinten sein und auch nicht die Welle von ihm fressen.“
Lebensziel erreicht
Und dann ging es zum Ausschwimmen und zum Mittagsschlaf, um vor dem Finale noch weiter Kraft zu tanken. Wer weiß, vielleicht träumte Espernberger da ja schon vom Endlauf. Einen Traum hat er sich ja verwirklicht: Olympia. „Das ist ein Lebensziel, das ich erreicht habe“, meinte der WM-Bronze und Elektrotechnik-Student, der ein großes Vorbild hat: Michael Phelps, den besten Schwimmer aller Zeiten ...