Pauline Ferrand-Prévot hielt dem großen Druck des Heimrennens stand. Abertausende Franzosen waren gekommen, um sie siegen zu sehen. Und die Französin lieferte vor 13.000 Besuchern ab. Mehr noch. Sie deklassierte im Cross-Country-Bewerb die Konkurrentinnen mit einer souveränen Fahrt ohne Fehler. Sie hielt das Tempo konstant hoch und entledigte sich so einer Gegnerin nach der anderen. Lange fuhr sie technisch sauber ein einsames, aber glorreiches Rennen. Als mit Haley Batten (USA) und Jenny Rissveds (SWE) die Platzierten ins Ziel kamen, hatte die Siegerin bereits ihre Familie geherzt und erste Glückwünsche am Telefon entgegengenommen.
Angesichts ihrer Vita ist es kaum zu glauben, dass das Gold von Paris ihre erste Medaille bei Olympischen Spielen war. Denn sie war zuvor bereits 15 Mal Weltmeisterin. Sie trug das Regenbogentrikot auf der Straße (2014), im Cyclocross (2015), beim Gravel (2022) und auf dem Mountainbike im Cross Country (2015, 19, 20, 22, 23), im Marathon (2019, 22), Short Track (2022, 23) und der Staffel (2014, 15, 16). Dem Mountainbikezirkus hat sie vor, nach diesem Jahr den Rücken zuzukehren. Wie der Titelverteidiger bei den Herren, Tom Pidcock, ist sie beim Rennstall „Ineos“ unter Vertrag. Der Brite fährt am Montag um den Sieg.
Österreichs Hoffnung Laura Stigger erwischte in Elancourt plangemäß einen starken Start, lag zu Beginn des Rennens in Front. „Ich habe mir gedacht, dass man von Anfang an dabei sein muss, wenn man hier was gewinnen will. Es hat sich richtig gut angefühlt, bei dieser Stimmung mit den Französinnen vorn mitzufahren. Die Fans sind beim Radlfahren fanatisch“, sagte die Tirolerin. Allerdings konnte sie die hohe Schlagzahl nicht halten. Erst ließ sie die Spitzengruppe ziehen, im Finale konnte sie dann die zweite Gruppe auch nicht mehr halten.
Am Ende kam sie als Sechste ins Ziel, etwas mehr als eine Minute fehlte auf das Podest. „So lange bin ich um die Medaille mitgefahren. Sicher habe ich von einer Medaille geträumt, aber ich bin mit dem sechsten Platz super happy.“ Sie habe ihr Maximum herausgeholt und damit das persönliche Ziel erreicht. Worin der Leistungsabfall ursacht, konnte sie sogleich nicht sagen. Den wilden Sturz der vor ihr gelegenen Französin Loana Lecomte in einer Abfahrtspassage registrierte sie nicht. „Eineinhalb Stunden mit 200 Puls in der Gegend herumzufahren, das ist Mountainbike. Das ist ein verdammt harter Sport, jeder geht ins Maximum und die Downhills mit diesem hohen Puls noch kontrolliert zu fahren, das ist eine Herausforderung“, sagt sie und fügt an: „Das ist aber, was mir taugt und darum mache ich das.“
Mona Mitterwallner war nach dem Rennen über Platz 18 enttäuscht. Sie spürt schon lange eine Tiefenmüdigkeit nach einer Viruserkrankung. „Dieses Jahr ist so schwierig für mich. Ich bin es gewohnt, dass ich immer in die Top fünf fahre. Was mich aber am meisten schockiert: Ich habe bis jetzt immer auf meinen Körper vertrauen können. Ich stehe an der Startlinie und bin im Kopf absolut bereit, das Rennen zu gewinnen, aber der Körper gibt es einfach nicht her.“ Die Tirolerin musste sich nach einem (für sie nicht ungewöhnlichen) schwachen Start nach vorn arbeiten. Normalerweise hat sie dann die Konkurrenz in den Anstiegen im Griff, dieses Mal nicht. „Ich widme 100 Prozent dem Sport und wenn es dann nicht funktioniert, stehst du vor einer Wand.“