Bei den Olympischen Spielen geht es immer heiß her. Wenn nicht bei den Medaillenentscheidungen, dann zumindest bei der Eröffnungsfeier, wenn nach einem langen Fackellauf das olympische Feuer entzündet wird. Doch was verbirgt sich hinter diesem Ritual?
Der olympische Fackellauf ist ein Phänomen der Neuzeit und wurde ausgerechnet in der dunkelsten Epoche der olympischen Geschichte begründet - nämlich 1936 bei den Spielen in Berlin, damals regiert von den Nationalsozialisten um Adolf Hitler. Diese hatten ohnehin ein Faible für Fackelzüge und nutzten sie stets als Propagandaelement - auch um Gegner einzuschüchtern.
Die Idee, Fackelläufe bei Olympia einzusetzen hatten aber nicht die Nazis. Vielmehr war es der jüdische Archäologe Alfred Schiff, der der Tradition des olympischen Feuers neue Impulse geben wollte. Er beriet den damaligen Leiter des Nationalen Olympischen Komitees, Carl Diem, mit dem er eng befreundet war.
Schiff recherchierte über antike Bräuche und Rituale. Dabei stieß er auf das olympische Feuer, das stets zu Ehren der Göttin Hestia entzündet wurde. Bereits 1928 hatte Amsterdam bei den Spielen das Konzept des Feuers übernommen, aber einen Fackellauf - wie in der Antike - gab es damals nicht. So war es wohl Schiff, der als erster über einen Fackellauf nachdachte. Darauf deutet eine eigenhändig verfasste Denkschrift über den antiken Fackellauf hin, in der er seine Forschungsergebnisse für Diem zusammenfasste. Tagebucheinträge von Diem würden dies nach einer Recherche des Spiegel bestätigen.
Schiff muss bei seiner Arbeit auf die Idee gekommen sein. Fackelläufe gehörten zwar nicht zu den Olympischen Spielen der Antike, waren aber sonst ein beliebtes Spektakel. Vor allem bei Götter- und Heroenaltären kamen sie zum Einsatz. Schiff erkannte den Reiz des Rituals. Im Mai 1934 stimmte das Internationale Olympische Komitee der Idee zu, eine Flamme von Griechenland nach Berlin zu bringen. Am 20. Juli 1936 landete die Flamme in Berlin. und die Olympischen Spiele wurden feierlich eröffnet.