Ein wenig ist „Sport-Leibnitz“ in Aufruhr: Zwei Teilnehmer bei Olympischen Spielen, das gab es noch bei keiner Ausgabe. Dank Judoka Katharina Tanzer, die bei der SU Leibnitz und Trainer Hubert „Hupo“ Rohrauer reifte und Hürden-Ass Enzo Diessl wird in Paris 2024 ein Duett vertreten sein. „Es ist das Ereignis unserer Geschichte“, war Norbert Wiesner, stellvertretender Obmann der Sportunion und für die Judo-Sparte verantwortlich, ergriffen. Ebenso darüber, dass praktisch alle gekommen waren: Bürgermeister Michael Schumacher, Sportunion-Steiermark-Präsident Stefan Herker, Judo-Präsident Thomas Auer und alle Wegbegleiter sowie Unterstützer waren bei einer improvisierten „Verabschiedung“ dabei.
Dort wo Wiesner und Tanzers Trainer, Judo-Urgestein Hupo Rohregger (67), der nach den Spielen endgültig in „Judo-Pension“ gehen will, vor fünf Jahren daran zu basteln begannen, die Niederösterreicherin nach zwei Kreuzbandrissen „olympiatauglich“ zu machen. Es gelang – und Wiesner hofft: „In vier Jahren werden es dann noch mehr Leibnitzer Judoka sein, die dabei sind.“ Für Tanzer war es ein langes Zittern, ehe die Teilnahme feststand. „Und es ist nach wie vor surreal“, meinte die 28-Jährige, „die gesamte Qualifikationsphase dauert ja zwei Jahre.“ Zwei Jahre, in denen sie praktisch durchgehend in der (Judo-)Welt unterwegs war. Letztlich entscheidend: Dass ihr die SU Leibnitz die Reise zum Turnier nach Perth ermöglichte samt Trainingslager in Japan kurz darauf. Entschieden hat sich alles erst beim letzten Turnier: „Und jetzt sind es nur noch zweieinhalb Wochen – und ich kämpfe am ersten Tag!“ Worauf es ankommt: „Glück in der Auslosung – und das hatte ich die letzten zwei Jahre nie!“
Diessl ist mit 20 schon dabei
Bei Enzo Diessl war das Zittern auch bis zuletzt anhaltend: Karin Strametz verpasste ja schließlich das Rennen um einen Olympia-Startplatz knapp, wurde in den letzten Tagen aus den Top 40 der Rangliste gedrängt. Diessl blieb drin. Und wird damit gleich im ersten Jahr in der allgemeinen Klasse über die hohen Hürden dabei sein. „Leider war ich vor den Staatsmeisterschaften krank, deshalb ist es da nicht so gut gelaufen. Aber ich bin dabei. Und ich freue mich einfach auf eine super Atmosphäre“, meinte er.
Dabei sind Tanzer und Diessl ja gar keine „echten“ Leibnitzer, oder? Der Sohn einer Argentinierin (Julietta) und eines Deutschen (Tina), dessen Oma gerade auf Sommerurlaub in der Steiermark weilt, verneint: „Ich bin sehr Leibnitzer“, sagte er lachend, „ich habe hier mit dem Sport begonnen, bin in die Volksschule gegangen. Ich würde nicht wissen, wo der Unterschied liegen sollte, wäre ich hier geboren.“ Und Tanzer, die aus Gresten in Niederösterreich kommt und in Wien studierte, meinte nur: „Heimat ist dort, wo du Rückhalt hast. Also hier in Leibnitz.“ Was sie beide mitnehmen, um auch in Paris an Leibnitz zu denken? „Am ehesten Kernöl.“ Damit es auch im Zeichen der fünf Ringe läuft wie geschmiert ...