Der Leichtathletik-Weltverband wird Olympia-Gold bei den Sommerspielen in Paris mit jeweils 50.000 Dollar (46.000 Euro) belohnen. Man sei damit im August die erste Sportart, in der Preisgeld für Goldmedaillen gezahlt werde, unterstrich World Athletics nach einem entsprechenden Beschluss am Mittwoch. Weltverbandspräsident Sebastian Coe will damit die Position der Sportler stärken. „Die Athleten sind die Stars der Show“, betonte der Brite.
Der Schritt gilt als kleiner Affront gegen das Internationale Olympische Komitee (IOC). Internationale Fachverbände zahlten bisher nichts aus für Erfolge bei Olympischen Spielen, die lange Zeit nur reinen Amateuren offenstanden. Der Schritt von World Athletics könnte bei vielen Sportlerinnen und Sportlern anderer Verbände Begehrlichkeiten wecken. Das IOC verteilt nach eigenen Angaben 90 Prozent seiner Einnahmen, insbesondere an die nationalen Komitees und die Fachverbände. Die Entscheidung, wie sie dieses Geld verwenden, obliege ihnen.
Der Leichtathletik-Verband wird nun bei insgesamt 48 Entscheidungen 2,4 Millionen Dollar (2,2 Mio. Euro) ausschütten. Bei Staffel-Entscheidungen teilen sich die Mitglieder die 50.000 Dollar. 2028 in Los Angeles soll es dann auch Preisgeld für Silber und Bronze geben. Bei den Weltmeisterschaften in Budapest im vergangenen August war jeder Einzeltitel mit 70.000 Dollar dotiert, für Rang acht gab es noch 5.000 Dollar.
Coe sprach von einem Schlüsselmoment für den Verband und die Leichtathletik. „Damit unterstreichen wir unser Engagement für die Stärkung der Athleten und die entscheidende Rolle, die sie beim Erfolg aller Olympischen Spiele spielen“, erklärte der 67-Jährige, der 1980 und 1984 Olympiasieger über 1.500 m war. Es werde die 2015 begonnene Reise fortgesetzt, auf deren Weg das Geld, das der Verband vom IOC erhalte, direkt in den Sport zurückfließe. Coe steht dem Weltverband seit 2015 vor.
„Das war eine ganz andere Welt“
„Wir müssen irgendwo anfangen und sicherstellen, dass einige der Erlöse, die unsere Athleten bei Olympischen Spielen generieren, direkt an die zurückfließen, die aus den Spielen das weltweite Spektakel machen, das sie sind“, sagte Coe und erinnerte daran, wie er selbst als Amateur noch Essensgutscheine erhielt und Eisenbahn zweiter Klasse fuhr. „Das war eine ganz andere Welt“, sagte er.
Die Unterstützung aus dem Athletenlager ist dem Briten gewiss. „Für mich ändert das nichts an meiner Motivation zu gewinnen, denn bei Olympia geht es mir nicht ums Geld. Aber um einen professionellen Sport aufzubauen, geht das in die richtige Richtung“, erklärte 400-m-Hürden-Olympiasieger Karsten Warhol aus Norwegen. Ähnlich äußerte sich der schwedische Stabhochsprung-Weltrekordler Armand Duplantis. „Es ist besser als nichts und bisher gab es überhaupt kein Preisgeld.“