Auf eine turbulente und spannende Vorsaison in der MotoGP könnte in diesem Jahr eine noch turbulentere und spannendere Auflage folgen. Denn die Vorzeichen für ein wahres Spektakel in der Königsklasse des Motorradsports sind gegeben.
Am Sonntag geht es in der MotoGP, Moto2 und Moto3 erstmals wieder Mann gegen Mann, Bike gegen Bike. In Katar starten der Tross in die Weltmeisterschaft 2022. Eine in vielerlei Hinsicht aufregende Saison, mit altbekannten Favoriten, neuen Gesichtern und Strecken sowie einer Legende als Teamchef.
Der Rennkalender
Zurückhaltung und Bescheidenheit waren im Motorsport schon seit je her niemals Kriterien, nachdem ein Rennkalender ausgewählt wurde. So auch in dieser MotoGP-Saison, die mit unglaublichen 21 Rennen auf 21 unterschiedlichen Strecken die längste aller Zeiten wird. Die Hoffnung ist groß, dass sie ohne Probleme und nach den coronabedingten Ausfällen in den vergangen zwei Jahren auch vor ausverkauften Rängen stattfinden kann.
Zum Vergleich: Im Vorjahr verlangte man den Fahrern mit 18 Rennen schon jede Menge ab, in dieser Saison legt man noch drei Bewerbe obendrauf. Mit Mandalika (Indonesien) und KymiRing (Finnland) sind zwei Strecken zum ersten Mal im Kalender zu finden. Bei all der Vorfreude aufseiten der Fans, bedeutet dies große Herausforderungen.
Die Favoriten
Logischerweise müssen alle Experten Weltmeister Fabio Quartararo auf seiner Yamaha auch in diesem Jahr auf der Rechnung haben. Zum ganz großen Favoritenkreis zählt der Titelverteidiger aber vermutlich nicht. Dafür präsentierte sich Ducati am Saisonende des Vorjahres zu stark. Francesco Bagnaia gewann die letzten beiden Rennen der abgelaufenen Saison, Teamkollege Jack Miller stand bereits davor zweimal ganz oben auf dem Podium. Von einem Momentum zu sprechen, wäre da noch untertrieben.
Dahinter könnte Marc Marquez lauern. Der sechsfache Weltmeister in der MotoGP ist wieder bei alten Kräften und hat mit Honda den Titel fest im Blick. KTM, Aprilia und Suzuki rechnen sich ebenfalls beste Chancen auf regelmäßige Podiumsplatzierungen aus.
Neue Gesichter
In Sachen Rookies ist dem österreichischen Rennstall KTM ein echter Coup gelungen. Die Mattighofener sicherten sich mit Remy Gardner und Raul Fernandez zwei der besten Nachwuchspiloten vergangener Jahre, was nicht nur die Endplatzierungen eins und zwei in der abgelaufenen Moto2-Weltmeisterschaft beweisen. Im Tech3-Team soll das Duo für frischen Wind sorgen und den internen Konkurrenzkampf weiter ankurbeln. Nach den Testfahrten in Sepang und Indonesien zeigte sich Teamchef Pit Beirer bereits begeistert: "Sie sind ganz besonders und außergewöhnliche Fahrer."
Neben dem Duo in Orange sicherte sich das RNF-Team (Yamaha) mit Darryn Binder einen Rookie, dessen Nachname vor allem bei KTM-Fans für Aufsehen sorgt. Darryn ist der jüngere Bruder von Brad Binder, der 2021 in Spielberg für einen Heimsieg sorgte. Dem Südafrikaner gelang direkt der Sprung von der Moto3 in die MotoGP. "Er ist der Rookie unter den Rookies", weiß sein Teamchef Razlan Razali.
Legendärer Teamchef
Die gute Nachricht vorweg: Valentino Rossi wird auch in dieser Saison eine große Rolle in der MotoGP spielen. Die schlechte Nachricht: Leider "nur" als Teamchef. Nachdem die Legende beim Rennen in Österreich 2021 seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte, floss eine Menge Arbeit in sein VR46-Racing-Team. Die in Schwarz und gelb gehaltene Ducati ist dabei fest in italienischer Hand. Denn neben dem Teamchef kommen mit der Fahrerpaarung Luca Marini, Halbbruder Rossis, und Marco Bezzecchi auch die zwei Piloten für die kommende Saison aus dem MotoGP-verrückten Land.
Trotz der großen Euphorie und der neun Weltmeistertitel des eigenen Teamchefs wird das Team in seinem ersten Jahr in der Königsklasse wohl kaum ein Wort bei der Titelvergabe mitreden können. Auch wenn sich Marini durchaus optimistisch gibt: "Das Ziel muss sein, konstant in die Spitzengruppe zu fahren. Ich würde auch gerne auf das Podium, das ist mein großes Ziel."