Bei KTM stellt sich in diesem Jahr nicht die Frage, ob das Glas in der MotoGP halbvoll oder halbleer ist. Vielmehr geht es bei den Mattighofenern darum, ob man die eigene Messlatte hoch oder sehr hoch legt. Denn nach einer nicht nach Wunsch verlaufenen Vorsaison herrscht richtige Aufbruchstimmung. Mit Francesco Guidotti holte man den absoluten Wunschkandidaten als Teammanager zurück nach Hause. Miguel Oliveira und Brad Binder sind mittlerweile gestandene Siegfahrer und im Tech3-Team sicherten sich die Österreicher mit Remy Gardner und Raul Fernandez die wohl besten Rookies der letzten Jahre. Auf der teaminternen Messlatte kann also nur die Weltmeisterschaft eingraviert sein, oder? "Natürlich verstehen wir die Erwartungshaltung, aber im Spitzenfeld wird die Luft ganz dünn. Die Zeit des Versteckens als Neueinsteiger und Frischling ist aber ganz klar vorbei. Mittlerweile sind wir eine erfahrene Mannschaft", erklärt Teamchef Pit Beirer.

Diese Erfahrung gilt es in diesem Jahr bestmöglich zu nutzen. Nicht wenige KTM-Fans, vor allem in der Alpenrepublik, träumen vom ersten Weltmeistertitel. Ein Traum, den Beirer zwar verstehen, aber nicht gänzlich teilen kann. "In der abgelaufenen Saison sind wir Sechster geworden mit dem Team. Jede Verbesserung nach oben wird dann schon enorm schwer. Das Ziel muss aber sein, bis zum letzten Rennen noch um das Podium zu kämpfen." Dieses sieht der Teamchef nach erster Schnellrechnung aber äußerst gut besetzt. "Mit Fabio Quartararo, Francesco Bagnaia und Marc Marquez sind die Podestplätze eigentlich schon mal gut vergeben. Diese Fahrer musst du erst einmal verdrängen."

Schmutziger Saisonstart

Verdrängen würde Beirer die Vorbereitungszeit vielleicht auch am liebsten. Bei den ersten Tests in Sepang (Malaysia) gab es bereits am zweiten Tag Starkregen. Was folgte, waren positive Coronatests im Team und eine verschlammte Strecke bei den Testfahrten in Indonesien. "Das war wilder als jede Motocross-Strecke", scherzt der Deutsche und fügte hinzu: "So hatten wir im Anschluss noch zwei Tage und das war's dann auch mit den Tests. Da musst du dann die perfekte Rennabstimmung für die neue Saison finden."

Diese zielt vor allem auf die Performance im Zeittraining ab. Im Rennen präsentierte sich KTM oftmals stark in der Vergangenheit und räumte das Feld von hinten auf. Darauf wollen sich Binder und Oliveira aber nicht mehr verlassen. "Das Ziel muss sein, im Qualifying schon weiter vorne zu stehen und auf Augenhöhe mit der Konkurrenz zu starten. Diesbezüglich haben wir ganz klar einen Schritt nach vorne gemacht." Die endgültige Bestätigung dafür folgt am Wochenende zum Saisonstart in Katar.