Die letzten zwei Kurven beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans sind eine spezielle Herausforderung. Nicht der dichte Rauch ist das Problem, vielmehr seine Quelle: Zehntausende Fans grillen bei Livemusik während des Spektakels - und da knurrt bei den Piloten schnell einmal der Magen. "Die 24-Stunden-Rennen von Le Mans sind ein Volksfest für die Fans", erzählt Christopher Kemmer. Der Steirer sitzt am kommenden Samstag einen Tag lang auf dem Motorrad, den Geruch nach Essen wird er diesmal aber nicht vernehmen: Der Klassiker ist, wie so viele andere Sportevents, ein Geisterrennen.

Im französischen Motorsport-Mekka sind mehr als 100.000 Fans nichts Außergewöhnliches. Doch durch die Coronavirus-Situation fehlen nicht nur Fans, sondern auch das ein oder andere Team - so etwa das steirische "Bertl Kemmer Racing Team". Der Neffe des Teamchefs HerbertKemmer nimmt mit seinem italienischen "No Limits Motor Team" aber am Spektakel teil. "Kleine Teams stemmen das nicht. Auch unser Team musste handeln, da Reifen-Hersteller Pirelli abgesprungen ist. Mit Dunlop haben sie aber Ersatz gefunden. Ans Aufhören hat bei unserem Team aber niemand gedacht", erzählt Christopher Kemmer. Am Start steht auch das steirische Team "Yamaha Austria Racing Team" aus Heimschuh.

Letztes Langstrecken-Rennen ist lange her

Christopher Kemmer
Christopher Kemmer © Kemmer
Stefan Kerschbaumer
Stefan Kerschbaumer © KK

Der zweite steirische Pilot im Feld ist Stefan Kerschbaumer. Der Fahrer des Deutschen Teams "Gert 56" ist das letzte Mal kurz vor Weihnachten in Sepang auf dem Langstrecken-Motorrad gesessen, das er sich beim 24-Stunden-Rennen mit zwei Teamkollegen teilt. "Auch für uns gilt, dass wir unter uns bleiben sollen", erklärt Kerschbaumer. Kemmer führt aus: "Man darf das Gelände nur verlassen, um in das Hotel zu kommen und muss zu Beginn einen negativen Covid-Test vorweisen."

Die Rahmenbedingungen sind also heuer andere, der sportliche Ehrgeiz bleibt derselbe. Kemmer und sein Team wollen in Le Mans ein Top-Drei-Ergebnis, Kerschbaumer liegt mit seinem Team in ihrer Klasse auf Rang drei der Gesamtwertung - den wollen sie auch nach dem Saisonfinale in Portugal (12-Stunden-Rennen in Estoril) am 26. September halten.