Sein Name klingt nicht gerade französisch. Ein Fabio Quartararo, geboren in Nizza, könnte als waschechter Italiener durchgehen. Kein Wunder, hat er doch sizilianische Wurzeln, vor Generationen musste seine Familie nach Tunesien auswandern. Talente sucht man aber nicht unbedingt an der Nordküste Afrikas. Groß und erwachsen geworden ist Quartararo doch in Spanien. Er gewann eine nationale Meisterschaft, war der erste Ausländer, den der spanische Automobilverband RACC unterstützte. Aus seiner spanischen Lehrlingszeit stammt immerhin auch sein Spitzname: „El Diablo“.
Nun führt Fabio Quartararo in der WM 2020. Dabei verlief anfangs die Karriere in der Motorrad-WM eher verhalten. Die Ergebnisse in der Moto3 und Moto2 waren nicht gerade berauschend. In der Moto2 gewann er nur ein Rennen. Trotzdem schaffte er 2019 den Sprung ins Team von Petronas Yamaha, der B-Mannschaft. Und da startete er richtig durch, den Qualitätssprung machte er ausgerechnet in der anspruchsvollsten Sparte: Sechs Pole-Positions, sieben Podestplätze, Gesamtfünfter in der Endabrechnung 2019 und klar – „Rookie of the year“.
In gleicher Tonart ging es heuer weiter. Schon bei den Tests konnte er mit tollen Zeiten begeistern. So sehr, dass ihn Yamaha gleich mit dem richtigen Material ausrüstete. Seine Yamaha in A+-Spezifikation, so der interne Code für die aktuellste Werksmaschine, ist nur in den Petronas-Farben lackiert. Die beiden ersten Rennen in Jerez konnte Quartararo gewinnen, der Fabio-Hype bei Yamaha ging weiter, so entschied man blitzschnell, ihn statt Valentino Rossi 2021 ins Werksteam zu holen.
Zeit seines Lebens hat er nur Autogramm und Fotos seiner Idole (Rossi und Marquez) verfolgt. Jetzt gehört er selbst zu den Klassenbesten. Seine Ruhe, seine Disziplin, sein Wille sind seine Stärken. Das Basislager für seine Trainings hat er in die Nähe weiterer spanischer Motorsporthelden (Pol Espargaro, Dani Sordo) gelegt. Und Insider sind überzeugt. „Wenn er den Druck standhält, hat er das Zeug zum WM-Titel.“
Dass das Leben kein Wunschkonzert ist, weiß „El Diablo“ selbst. Schon in Brünn wurde er auf den Boden der Realität zurückgeholt. Die Reifen waren viel zu schnell am Ende. „Es war schwierig, überhaupt in die Punkte zu kommen. So gesehen ist der siebente Platz fast ein Sieg“, sagte der Franzose bei der Pressekonferenz in Spielberg, wo er auch kein leichtes Rennen erwartet. Vor allem zollt er KTM großen Respekt. „Sie haben einen großen Sprung gemacht.“