Wenn man Gerhard Berger auf die „neue“ DTM anspricht, dann verzieht er ein wenig das Gesicht. „Dagegen“, sagt der Tiroler, „wehre ich mich. Es gibt keine neue DTM, es gibt nur ein neues Reglement. Und das technische Reglement wurde oft geändert. Die DTM hatte schon Gruppe-5-Autos, seriennahe Autos, Prototypen. Und jetzt haben wir GT3-Fahrzeuge“, sagt er bestimmt. Und ergänzt: „Aber das Wesentliche ist seit über 40 Jahren unverändert: Wir bieten Sprintrennen in hoher Qualität, eine starke, internationale Fahrerbesetzung und gute TV-Übertragungen.

Den Motorsportler Berger hat es aber durchaus geschmerzt, von den hochgezüchteten Fahrzeugen, die in der DTM vor zwei Jahren fuhren, Abschied zu nehmen. „Manchmal“, sagt er heute, „muss man aber eben zu seinem Glück gezwungen werden. Und für den Fan ist die neue Lösung sicher besser.“ Denn: Die DTM neu ist vielfältiger, weil leistbarer. Fünf Marken sind derzeit dabei. Die Autos bieten wieder mehr Wiedererkennungswert. Und: „Es ist spannend. Beim letzten Rennen waren im Qualifying 22 Autos innerhalb von neun Zehntel. Und das heißt: Bei uns ist der Fahrer das Zünglein an der Waage. Jeder kleinste Fehler kann dich den Sieg kosten, sieben bis acht Plätze zurückwerfen“, schwärmt der zehnfache Formel-1-GP-Sieger.

Audi, Mercedes, BMW, Ferrari, Lamborghini, zuletzt auch Porsche und McLaren – die Liste der Marken lässt die Herzen der Fans ohnehin höherschlagen. Aber damit gibt sich die DTM nicht zufrieden. „Unser USP, unser Alleinstellungsmerkmal und Motto ist die Nähe zum Fan.“ Und in Spielberg werden erstmals seit 2019 wieder praktisch alle Zugänge geöffnet, der beliebte „Pitwalk“ feiert ein Comeback. Und dabei könnte man sogar den Chef persönlich treffen, „auch wenn ich meist einiges zu tun habe. Aber vielleicht geht es sich aus“, sagt Berger lachend.

Die Fahrer und Autos, die gibt es jedenfalls zu bestaunen. Und, wie Berger gerne betont: „Man kann ja zu Mittag oft nicht sagen, wer am Nachmittag vorne ist.“ Soll heißen: Jeder Fahrer, den man sieht, kann wenig später schon ein Sieger sein. Österreichs Beitrag in der DTM ist Bergers Neffe Lucas Auer, der durchaus für eine Topplatzierung gut ist, auch wenn er in der Meisterschaft derzeit „nur“ Achter ist. Da führt der Südafrikaner Kevin van der Linde (Audi) vor Maximilian Götz (Mercedes) und Marco Wittmann (BMW) – dann folgt schon Alex Albon, auch Test- und Ersatzfahrer für Red Bull in der Formel 1, im Ferrari.

So groß das Glück der Änderungen auch war, zu denen die Serie und Berger mit dem Abschied der Marken im alten Reglement gezwungen war, so unsicher ist die Zukunft. Denn der Motorsport sieht sich ebenso mit den Themen Klimakrise und der Vermeidung von CO2-Emissionen konfrontiert. Berger hat da einen differenzierten Zugang. „Es kann nicht nur um den Motorsport an sich gehen. Der Anteil der Rennautos am ökologischen Fußabdruck einer Veranstaltung liegt bei einem bis zwei Prozent. Daher bin ich der Meinung, dass man am Event ansetzen muss“, sagt der 62-jährige Chef der ITR-Gruppe, der Mutter der DTM.


Wegschauen könne niemand, sagt er, man brauche nachhaltige Konzepte. „Aber mit Maß und Ziel.“ Das heißt: Bei der Anreise ebenso ansetzen, wie an den Autos. Fragen der Müllvermeidung und Plastikverwendung klären. Und sich natürlich auch der Frage des Antriebs stellen. „Wir wollen kein Passagier sein, wir wollen als Plattform und Prüfstand für die Industrie zur Verfügung stehen.“ Ab 2024 soll es eine DTM E-Serie geben, dann wird der Fan entscheiden, wie es weitergeht, denn: „Der ist der Kunde – von uns wie von der Industrie.“