Der GP der Steiermark vor einer Woche hatte Symbolkraft. Rookie Jorge Martin gewinnt, „Altmeister“ Valentino Rossi gab seinen Abschied bekannt. Der Generationswechsel ist vollzogen. Dabei rücken so viele junge Piloten nach, dass selbst ein Marc Marquez, vor einem Jahr noch ganz sicher der schrägste Typ der Szene, zumindest was seinen Fahrstil anbelangt, mit nur 28 Jahren zwar noch nicht zum alten Eisen, aber sicher zu den Routiniers gehört. Eine Personenbeschreibung im Sport, die schon mehr in Richtung Pension als Richtung aufbauende und erfolgversprechende Zukunft deutet.
Die Jungspunde wie Jorge Martin, Fabio Quartararo, Francesco „Pecco“ Bagnaia (24) oder Weltmeister Joan Mir drehen zudem kräftig am Gashebel, zeigen auch in Spielberg (Rennen im Liveticker ab 14 Uhr)beim Bremsen wenig Angst und scheuen auch keine Schräglage jenseits des 60-Grad-Winkels.
Die moderne Motorrad-Technik erlaubt ihnen das alles auch. Die „Jungen“ kommen schon bestens ausgebildet in die MotoGP und spielen gleich an der Spitze mit – zusammen mit ihren einstigen Vorbildern. „Sie haben heute viel mehr Hilfe von der Technik. Die Elektronik unterstützt sie darin, immer präzise zu fahren, umso schneller und effektiver ist auch der Lernprozess“, erklärt Alex Hofmann, Kommentator bei Servus-TV und Kleine-Zeitung-Gastanalytiker. Valentino Rossi musste einen ganz anderen Weg gehen. Hofmann: „Er musste einmal ein halbes Jahr stürzen, dann konnte er auf dem Bike sitzen bleiben. Am Ende des Jahres war er vielleicht in der Lage, zu gewinnen.“
Auch wenn es sich einfach anhört: Mit der Elektronik muss ein junger Rennfahrer aber auch erst einmal auf Du und Du sein, er muss Vertrauen ins Set-up haben. Was passiert, wenn das nicht so ist, sieht man gerade bei KTM. Da kämpft Miguel Oliveira (26), dreifacher GP-Sieger, mit dem Grip am Vorderreifen, dem er nicht voll traut. Marc Marquez wird man aber nicht so schnell abschreiben dürfen. Er hat auf dem Sachsenring gewonnen, mit rund 80 Prozent körperlicher Fitness. Auch in Spielberg hat er sich oft an die rechte Schulter gegriffen. Vielleicht, um einen Protektor zurechtzurücken, der auf den Oberarmbruch drückte. Um wieder Seriensieger zu werden, muss Honda ihm aber wieder ein Siegermotorrad bauen.
Ein Problem der Zukunft: Fahrer sollen schon direkt von der Moto3 in die MotoGP wechseln. Es ist aber oft haarsträubend, wie gefährlich in der kleinsten Klasse gefahren wird. Für die MotoGP muss aber nicht nur der Körper wachsen, sondern auch der Kopf samt Verstand.