Er träumt von der Steier-Marc

Marc Marquez ist der kompletteste Rennfahrer der Gegenwart. Auf der Anreise nach Spielberg gönnte sich der Weltmeister zwei Urlaubstage am Traunsee mit seinem Bruder Alex. Österreich ist ihm vertraut: 2008/09 verbrachte er seine „Lehrjahre“ bei KTM. Zu einer Zeit, als der damalige Ausstieg der Oberösterreicher aus der WM beschlossen war. Für Marc war das gut, glaubt Gustl Auinger: „Dadurch gab es keine Erwartungen an ihn und er konnte in Ruhe Fehler und Erfahrungen machen. Das hat ihn sehr gestärkt.“ Nun will Marc die Steiermark erobern, die Führung ausbauen.

Reifeprüfung für Jungstar

Maverick Vinales’ Einstieg ins Topteam Yamaha verlief atemberaubend: Serienbestzeiten bei den Tests, drei Siege in den ersten fünf Rennen. Doch derzeit stagnieren die Leistungen des Frühaufstehers und Spätbremsers etwas – trotz Platz drei in Brünn. Kommt Vinales auch am Sonntag unter die ersten drei, ist es seine 50. Podiumplatzierung, so jung haben das erst vier Piloten geschafft. Auch abseits der Strecke sorgt Maverick für ein verrücktes Chaos: Er trennte sich im Winter von seiner Freundin. Die ist nun mit Scott Redding liiert, dessen Partnerin in die Box Jack Millers wechselte.

Der Sommer von Andrea

Andrea Dovizioso hatte in Spielberg 2016 einen bittersüßen Moment: Sein Ducati-Team fuhr die Konkurrenz in Grund und Boden, doch im entscheidenden Moment verlor Dovizioso den Reifenpoker gegen seinen Stallrivalen Andrea Iannone. Heuer soll er diesen Sieg nachholen, die Chancen stehen gut. „Dovi“ ist in der Form seines Lebens, spielt mit Neo-Kollege Jorge Lorenzo (der fast das Zehnfache verdient) Katz und Maus. Als er einst sein erstes Fahrrad bekam, versprach sein Vater: „Wenn du ohne Stützräder fährst, bekommst du ein Minibike.“ Andrea fuhr los – „unten ohne“, vom ersten Meter an.

Die Flecken des Herrn Rossi

Valentino Rossi ist mit 38 Jahren der „Dottore“ und ein weit gereister Mann – doch einen kleinen Flecken in der Steiermark hat er noch nie berührt: das oberste Podesttreppchen. Spielberg ist die einzige Strecke im aktuellen Kalender, auf der Rossi noch nie gewonnen hat – trotz Podiumspremiere 1996 hier. Holt er den Sieg Sonntag nach, stellt er den Rekord von Mick Doohan ein, der auf 27 verschiedenen Strecken gewann. Dabei sorgte der Superstar des Rennsports 1996 schon für etwas Ärger im Fahrtechnikzentrum, weil er die Anlage mit den Bremsspuren seines Privatbikes „verschönerte“.

Dani träumt von der Sahne

Dani Pedrosa ist eine große Inspiration: Zum einen, weil er sich immer wieder nach schweren Verletzungen zurückkämpfte, zum anderen, weil er mit seiner Körpergröße (158 cm) eigentlich viel zu klein ist, um eine MotoGP-Rakete derart zu beherrschen. Honda schätzt seine akribische Arbeitsweise. Der Traum vom Titel in der Königsklasse blieb bislang aber unerfüllt, heuer ist er wieder näher dran als in den vergangenen Jahren. Zu Österreich hat Dani, der im Auftrag seines Sponsors als „James Bond“ nach Spielberg flog, einen besonderen Bezug: Mike Leitner (jetzt KTM) war elf Jahre lang sein Crew-Chef.

Der Sieger ist nun Verlierer

Andrea Iannone hat hier im Vorjahr den Topspeed-Vorteil seiner Ducati-Raketen auf dem Red-Bull-Ring perfekt genützt. Sein Schicksal konnte er damit aber nicht abwenden – er musste gehen, damit das Team Platz für den 12-Millionen-Neuzugang Jorge Lorenzo hatte. Ein Abschied vom Kultteam, der den Italiener mitten ins Herz traf. Und von dem er sich noch nicht erholt hat – bei Suzuki fällt er heuer nur mit Pleiten, Pech und Pannen auf. Nie war er besser als Siebenter, in der WM liegt er nur auf Rang 16. „Ich bin schneller als mein Vorgänger Vinales – aber die Resultate sind leider viel schlechter.“